Wien - Im Architekturzentrum Wien (Az W) muss eisern gespart werden. "Wir müssen auf die Bremse steigen", so Direktor Dietmar Steiner am Mittwoch. Der Vorstand des Az W habe von der Geschäftsführung ein hartes Einsparungsprogramm verlangt. "Es wird eine Rosskur. Wir schauen, dass wir überall kürzen, wo kein langfristiger Schaden entsteht." Fast überall: Die Ausstellungsvorhaben würden weitergeführt, versichert Steiner. Doch ein prominentes Sparopfer gibt es bereits: Der traditionsreiche Wiener Architektur Kongress, der im November 1993 erstmals stattgefunden hat, wird abgesagt. Die so ersparten Kosten betragen laut Steiner 50.000 bis 60.000 Euro. "In Summe müssen wir 100.000 Euro einsparen."

Das Jahresbudget des Az W beträgt rund 2,7 Mio. Euro. "Wir bräuchten aber drei Millionen", meint Steiner und verweist auf einen hohen Eigenwirtschaftlichkeitsgrad von 28 Prozent. Die Subventionen der Stadt Wien betrügen seit zehn Jahren unverändert 1,4 Mio. Euro, vom Bund erhalte die im Museumsquartier beheimatete Institution seit 1995 gleichbleibend 360.000 Euro. Angesichts gestiegener Kosten und ausgeweiterter Aufgaben viel zu wenig, sagt Steiner: "Unsere Adresse geht vor allem an den Bund. Wir nehmen den Auftrag der Kulturministerin Claudia Schmied für vermehrte Vermittlungstätigkeit ernst - und erhalten, anders als die Bundesmuseen, dafür keine zusätzlichen Mittel. Auch der Aufbau von Archiv und Sammlung kostet. Wir sichern als Einzige das baukulturelle Erbe, werden dabei aber vom Bund nicht unterstützt."

Der Wiener Architektur Kongress sei eine fixe Größe im internationalen Architekturkalender gewesen, heißt es aus dem Az W. Jeden Herbst wurden wichtige Themen der Architekturentwicklung präsentiert und mit renommierten internationalen ArchitektInnen und ForscherInnen diskutiert. Die wesentlichsten Ergebnisse dieser Kongresse wurden anschließend im Magazin "hintergrund" des Az W publiziert. Dietmar Steiner: "Mit der Absage verliert die österreichische Architekturlandschaft eine wichtige Stimme in der internationalen Debatte. Einmal mehr zeigt sich, dass es derzeit kein politisches Interesse an der Entwicklung der zeitgenössischen Architektur aus Österreich gibt." (APA)