Peking - Die chinesische Führung verstärkt ihre Maßnahmen zur Stützung der Finanzbranche. In den vergangenen Monaten hatten die Anzeichen für einen Finanzierungsengpass zugenommen. So ist der Zins, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, deutlich gestiegen. Der Risikoaufschlag gegenüber den Leitzinsen hat sich seit einem Jahr mehr als verdoppelt. Zudem hat eine Welle an Pleiten bei kleinen und mittelständischen Unternehmen Investoren verunsichert. Die Bankaktien in China und Hongkong, wo viele Geldinstitute gelistet sind, haben in den vergangenen Monaten bis zur Hälfte ihres Wertes verloren.

Am Montag hat der chinesische Staatsfonds China Investment Corp über seine Division Huijin, die bereits größter Anteilseigner der großen vier Banken ist, weitere Aktien aufgekauft. Doch Ökonomen rechnen mit weiteren Schritten, um das Vertrauen wiederherzustellen und einen Boden unter den Aktienkursen einzuziehen. Der chinesische Staatsfonds verwaltet 400 Milliarden Dollar an Reserven.

Hong Hao, ein Aktienmarktstratege bei China International Capital Corp in Peking, erwartet, dass der Aktienkauf der "Beginn einer konzertierten Aktion" der Behörden sei. Er rechnet etwa mit einem Ende der geldpolitischen Straffung in China. Seit Oktober 2010 hatte die People's Bank of China fünf Zinserhöhungen durchgeführt und zwölfmal die Mindestreservepflichten der Geschäftsbanken angehoben. Dennoch war die Kreditvergabe rasant ausgeweitet worden, im Schattenbankensystem, über nicht regulierte Finanzierungsvehikel.

Unsicherheit um das Volumen der inoffiziellen Kredite und deren Qualität haben den jüngsten Abverkauf bei chinesischen Finanztiteln beschleunigt. Die internationalen Ratingagenturen und Bankökonomen hatten gewarnt, dass das Volumen des Schattenbanksektors deutlich größer sein dürfte als jene 850 Milliarden Euro, die der chinesische Rechnungshof angibt. Die Ratingagentur Standard & Poor's warnt, dass fast jeder dritte Kredit, der an den Behörden vorbei vergeben wurde, ausfallgefährdet sei. (sulu, DER STANDARD, Printausgabe, 12.10.2011)