Bild nicht mehr verfügbar.

"Bildung auf höherem Niveau plus Forschung muss zur Chefsache erklärt werden."

Foto: APA/Neubauer

Standard: Wie sieht Ihre Bilanz nach zwei Jahren als Präsident der Universitätenkonferenz aus?

Sünkel: Zunächst ist festzustellen, dass in den 21 Monaten, in denen ich die Leitung der Uniko überantwortet bekommen habe, drei Minister ins Land gezogen sind - von Johannes Hahn über Beatrix Karl bis zu Karlheinz Töchterle - und diese Dynamik im Ministerium sich nicht wirklich durch eine ebensolche in der Umsetzung so mancher Vorhaben abbildet. Das eine bedingt wahrscheinlich das andere. Hätte es eine nachhaltigere Besetzung des Ministeriums gegeben, wären vielleicht manche Vorhaben umgesetzt worden. Das bedeutet, dass wir nach wie vor eine ganze Reihe von Themen ungelöst vor uns herschieben.

Standard: Welche sind das?

Sünkel: Der Hochschulplan, die Finanzierung der Universitäten und der Zugang. All diese Dinge sind in den Köpfen der Verantwortlichen natürlich schon längst präsent, aber, wie wir wissen, gibt es zwischen den beiden Koalitionsparteien erhebliche Auffassungsunterschiede, die letztlich eine Verabschiedung dieser Themen weitgehend verhindert haben.

Standard: Fühlen sich die Uni-Rektoren ernst genug genommen?

Sünkel: Die Wertschätzung der Uniko seitens der Politik ist zuletzt durchaus gewachsen. Ich hätte mir aber sehr gewünscht, dass es aufgrund unserer ständigen Darstellung der Problemsituation von der politischen Spitze - von Bundeskanzler Werner Faymann und letztlich auch Vizekanzler Michael Spindelegger - sehr sehr klare wie auch mutig in die Zukunft reichende Aussagen gegeben hätte.

Standard: Sie vermissen also, dass sich die Regierungsspitze in der Hochschulpolitik engagiert?

Sünkel: Ja. Bildung überhaupt, aber erst recht Bildung auf höherem Niveau plus Forschung muss zur Chefsache erklärt werden, denn darum geht's, dass Österreich auch in Zukunft gegenüber den aufstrebenden Ländern reüssieren soll.

Standard: Gibt es universitätspolitische Erfolge, die in den vergangenen zwei Jahren erkämpft wurden?

Sünkel: Es sind viele Dinge auf Schiene gebracht worden, etwa der Hochschulplan. Zur Studienplatzfinanzierung gibt es ein Modell, das aufgrund unseres Uni-Gipfels vom November 2010 mit der Regierungsspitze zustande gekommen ist. Was den Zugang anlangt, ja, da gibt es nach wie vor das politische Hickhack. Wir wissen, dass wir einen geordneten Zugang brauchen, und die SPÖ ist, wie wir ebenso wissen, für freien Zugang. Das ist ein politisches Spiel, mehr nicht.

Standard: Haben Sie einen Rat an Ihren Nachfolger? Es wird diesmal ja mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch einmal ein Mann werden, obwohl es jetzt erstmals vier Rektorinnen in der Uniko gibt.

Sünkel: Er oder sie, wer immer es wird, soll Beständigkeit und Nachhaltigkeit üben, nicht locker lassen, langen Atem haben und immer wieder die Probleme beim Namen benennen. Ja nicht hinter einem Paravent diplomatischer Floskeln verstecken, sondern klar und offen kommunizieren, so lange, bis sich der Erfolg einstellt. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2011)