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Mit einem Lächeln in Astana.

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In der schmucken Hauptstadt Kasachstans nämlich, dessen Zentrum der Palast des Präsidenten beherrscht, führen die Fußballer aus Österreich die EM-Quali am Dienstag einer Erledigung zu.

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Wahrzeichen ist der Bajterek-Turm, ein kelchförmiges Stahlgerüst mit einer goldenen Kugel drauf, die Kuppel ist via Aufzug erreichbar und begehbar

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Es ist überhaupt nicht empfehlenswert, in Kasachstan ein Pferd zu sein. Es sei denn, man legt Wert darauf, als Nationalgericht herzuhalten. Beshparmak heißt die Leibspeise der Kasachinnen und Kasachen, sie wird mit den Fingern gegessen. Das Rezept ist recht einfach: Pferd schlachten, Pferd häuten, Pferd zerteilen und dann in einem Topf mit Wasser kochen. Das Leckere daran ist, dass auch sämtliche Innereien, also Magen, Darm, Leber, Lunge und Nieren verwertet im Sinne von gegessen werden. Nur die Nüstern bleiben übrig. Dazu wird Brot serviert.

Kasachstan ist der größte Binnenstaat sowie das neuntgrößte Land der Erde und ungefähr 33-mal so groß wie Österreich. In dieser Weite verlieren sich 16 Millionen Menschen aus 130 Nationalitäten. Fußballerisch betrachtet, ist man freilich ein Zwerg, ein Fohlen, die Nummer 132 in der Weltrangliste. Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 16. Dezember 1991 war Kasachstan ab 1992 Mitglied des asiatischen Kontinentalverbands, 2002 wurde nach Europa gewechselt. Teamchef ist der Tscheche Miroslav Beranek. Es ist also einer jener Gegner, vor dem sich der außergewöhnliche österreichische Kicker nicht schrecken muss und über den Kapitän Marc Janko sagen kann: "Wir sind die Favoriten." Der letzte Akt der EM-Qualifikation wird am Dienstag (18 Uhr MESZ) in der Astana Arena auf Kunstrasen aufgeführt.

Astana ist die Hauptstadt (800.000 Einwohner) und heißt übersetzt Hauptstadt, der Fantasie sind Grenzen gesetzt. 1997 hat Präsident Nursultan Nasarbajew, der das Wort Demokratie vom Weghören kennt, Almaty gegen Astana getauscht, er ließ etwas Neues aus der Steppe stampfen. Heinz Fischer würde es nie einfallen, Wien durch Dornbirn zu ersetzen. Es schaut hier alles recht künstlich, angeberisch und steril aus, ein überdimensionales Haus beleidigt das andere. Wahrzeichen ist der Bajterek-Turm, ein kelchförmiges Stahlgerüst mit einer goldenen Kugel drauf, die Kuppel ist via Aufzug erreichbar und begehbar.

Drinnen können dann die Besucher ihre Hände in den Handabdruck des Präsidenten legen. Tut man das, hat man angeblich Glück oder zumindest kein Pech und bekommt zusätzlich ein bisserl etwas von der Weisheit Nasarbajews ab. Da stellen sich Fragen: Will man das wirklich haben? Gilt das auch für Ausländer? Würde zum Beispiel der außergewöhnliche Marko Arnautovic in manch schwierigen Lebens- oder Spielsituationen davon profitieren?

Interimscoach Willi Ruttensteiner kann sich die Fahrt auf den Turm schenken, sein Vorgesetzter ist Leo Windtner. Der ÖFB-Boss war mit dem 4:1 in Aserbaidschan durchaus zufrieden. Dass ausgerechnet Andreas Ivanschitz ein Tor geschossen und die beiden Treffer von Janko (ausgerechnet Janko!) vorbereitet hat, sei eine jener wunderbaren Geschichten gewesen, die nur der Fußball zu bieten habe. "Aber es war kein Zufall. Zufälle gibt es nicht."

Koller hat es gefallen

Ruttensteiner hat ausführlich mit seinem Nachfolger Marcel Koller telefoniert, die Leistung hat den Schweizer recht froh gestimmt. "Wir waren in der Analyse einer Meinung. Er hat mir ein, zwei Tipps gegeben." Ruttensteiner schätzt Kasachstan "kampfstärker als Aserbaidschan ein. Technisch sind sie schwächer."

Der oberösterreichische Einspringer liefert auf der kleinen Weltreise, die in Bad Tatzmannsdorf ihren Ausgang nahm und über Baku nach Astana führte, eine überzeugende Leistung ab. Janko sagt: "Schon lange habe ich mich beim Team nicht so wohl gefühlt. Es ist schön, wenn man merkt, dass dir vertraut wird." Es werde großes Augenmerk auf Taktik und das Einüben von Automatismen gelegt. "Genau das brauchten wir jetzt."

Ivanschitz ist nachhaltig gerührt. "Die öffentliche Akzeptanz und die Freude darüber, dass ich wieder dabei bin, ist schön. Ich habe versucht nicht zu viel zu wollen, schnörkellos zu spielen, und das hat sich ausgezahlt." Die Kasachen haben am Freitag in Belgien 1:4 verloren. Sie sind vom Jetlag stärker betroffen als ihre Gäste, die Zeitdifferenz beträgt vier Stunden. Möglicher Ausweg: Rauf in die goldene Kugel, Hände auflegen, auf Nasarbajew hoffen. (DER STANDARD, Printausgabe, 10.10. 2011)