Das hätte ich nicht gedacht, dass ein Grizzly so fliegen kann. Mitten im französischen Nirgendwo ist der Bär los. Der neue 300er Grizzly von Yamaha nämlich, auf einem riesigen Areal, das ganz allein den Quads und ATVs gehört. Am vorderen Ende des Geländes ist ein Trialparcours aufgebaut, wo vom 350er bis zum 700er ein Yamaha Grizzly neben dem anderen steht. Die neuen 300er stehen weiter hinten für die Tour durch den Wald und über Singletrails bereit, und auf den beiden Rennstrecken scharrt der neue 450er YFZ in der Startrampe.

Foto: Yamaha

Doch bevor ich mich den neuen Quads hingebe, habe ich noch eine Rechnung mit dem 550er Grizzly offen. Auf dem Kaunertaler Gletscher hat mir der Mächtige einst gezeigt, wer der Stärkere ist, und hat mich übel abgeworfen. Heute ist es an mir, die Rechnung auszugleichen. Mit ordentlich Druck im Gasdaumen treibe ich den 550er auf einen der Hügel hin – und er fliegt.

Foto: Guido Gluschitsch

Der Bär, der sich gerade allerorts einen Namen als wildes und wendiges Arbeitstier bei Jägern, Fischern, Bauern und Winzern macht, hebt mit einem herzhaften Fauchen aus dem Einzylinder-Motor ab und landet wie auf Federn. Bärenfellmütze in Sibirien – also vom Komfort her, und nicht Kaunertaler Prankenschlag mit Beckenbruch.

Foto: Yamaha

‟Gib auf", flüstert mir Georg Puz, bei Yamaha Austria für Quads verantwortlich. ‟Den Grizzly dabiegst nicht. Der schlägt ja bei solchen Sprüngen nicht einmal durch - dein Theater kostet ihm nicht einmal einen Lacher." Ich weiß eh, dass der Georg schon ganz scharf drauf ist, den 300er endlich durch den Wald zu prügeln.

Foto: Yamaha

Der kleine Grizzly ist als Einstiegsgerät gedacht und kommt deshalb nächstes Jahr mit Hinterradantrieb zu einem besonders günstigen Preis nach Österreich. ‟Wir decken mit dem 300er nicht nur die Bedürfnisse von Feld-, Landarbeitern und Kommunen ab, sondern haben ihn auch mit dem Fokus auf die Vermietung in Abenteuerparks konzipiert", erklärt Georg Puz, bevor er in einer Waldauffahrt verschwindet. Alles, was bleibt, ist ein wenig Staub und das leise Brummen des Grizzly hinter der grünen Wand.

Foto: Guido Gluschitsch

Weil der Herr Puz eindeutig geübter im Quad-Fahren ist, drücke ich den Startknopf und hechte hinterher. Ich sehe ihn vorne noch an einem Baum vorbeidriften, und schon ist er wieder weg. Die Bäume stehen dicht an dicht, und wenn man nicht aufpasst, umarmt man den einen oder anderen inniger als die eigene Frau am Hochzeitstag. Doch der 227 Kilogramm schwere Grizzly lässt sich so einfach durch die Laubbäume zirkeln, dass ich fast meine, er fliegt schon wieder. Mit seinem CVT-Getriebe nimmt er einem die Schaltarbeit ab, man braucht sich nur mehr aufs Gas, Lenken und Bremsen konzentrieren.

Foto: Yamaha

Beim 450er ist das schon anders. Was beim 300er Grizzly angenehm ist - wie das bärige Drehmoment unten heraus und die Leistung im oberen Drehzahlband –, ist beim 450er schlicht brutal. Dabei hat Allen Hidding, Yamaha SMB- und ATV-Chef für Europa versprochen: ‟Der YFZ 450 ist eine entschärfte Version des Racing-Quads YFZ 450 R und spricht sanfter an, ist einfacher zu fahren und passt nicht nur auf Rennstrecken, sondern macht auch bei Trialwanderungen noch Spaß."

Foto: Yamaha

Genau. Ich weiß ja nicht, was der Herr Hidding so in seiner Freizeit für Singletrails fährt, aber als ich, wohlgemerkt auf der Rennstrecke, den ersten Gang einlege und mit etwas Gas die Kupplung kommen lasse, reißt es mich fast hinten herunter. Der 450er stellt sich sofort auf die Hinterradl, und ich hab ganz schön zu kämpfen, den 550er Grizzly, der in der Flugbahn steht, nicht doch noch zu ramponieren. Auf der Schotterpiste kommt der 450er schon mit wenig Gas in den Drift, der sich dann auch kinderleicht halten lässt. Nach fünf Runden habe ich Blasen an den Händen, und ich freu mich schon auf den Muskelkater, der mich die nächsten Tage um Jahre verjüngen wird – weil ich beim Anziehen so geschickt sein werde wie ein Zweijähriger.

Foto: Yamaha

Aber Aufgeben spielt es nicht. In meinem Windschatten hängt Georg Puz und spielt sich mit mir auf der Drift-Strecke. Fahre ich eine Kurve nicht sauber an, fährt er innen rein und schaut mich wie ein Vater an, der dich gerade mit seinen Magazinen im Kinderzimmer erwischt hat. Als er dann die Bahn verlässt und rüber wechselt zur Cross-Bahn, muss ich mich echt zusammenreißen, damit ich nicht zu weinen anfange.

Foto: Yamaha

Dort prügeln ein paar französische Rennfahrer die 450er über die Tables und Waschbretter und finden auch noch die Zeit, in der Luft Kunststücke zu machen. Der 450er steckt das locker weg – ich nicht. Nach drei Runden, wo alle anderen Kreise um mich fahren, gebe ich auf.

Foto: Yamaha

Jetzt habe ich nicht nur noch die Rechnung mit dem 550er Grizzly offen, nein auch der 450er hat sich eine Kerbe in den rechten Koderer gemacht und meinen Namen dazu geschrieben. Ganz zu schweigen davon, dass mich der gute Herr Puz schon gefragt hat, wann wir wieder eine Runde fahren gehen. Aber das entscheide ich erst, wenn der Ganzkörper-Muskelkater nicht mehr als eine nette Erinnerung ist.

Promotionvideo vom Presselaunch

Foto: Yamaha

YFZ450

Markteinführung 2012
Motor: Flüssigkeitsgekühlter 1-Zylinder-4-Takt-Motor
Hubraum: 449 ccm
Getriebe und Antrieb: 5-Gang-Getriebe, Kette, Hinterradantrieb
Dämpfung vorne: Independent double wishbone, 230 mm Federweg
Dämpfung hinten: Schwingarm, 270 mm Federweg
Bremsen vorne: 2 Scheibenbremsen
Bremsen hinten: 1 Scheibenbremse
Reifen vorne: AT21x7-10
Reifen hinten: AT20x10R9
Gewicht: 173 kg vollgetankt

Foto: Yamaha

Grizzly 300

Markteinführung 2012
Motor: Flüssigkeitsgekühlter 1-Zylinder-4-Takt-Motor
Hubraum: 287 ccm
Getriebe und Antrieb: CVT-Automatik, Kardan, Hinterradantrieb
Dämpfung vorne: Independent double wishbone, 151 mm Federweg
Dämpfung hinten: Schwingarm, 141 mm Federweg
Bremsen vorne: 2 Scheibenbremsen
Bremsen hinten: 1 Scheibenbremse
Reifen vorne: AT22x7-10
Reifen hinten: AT22x10-9
Gewicht vollgetankt: 232 kg

Foto: Guido Gluschitsch