König von Meuchelhausen: King Buzzo.

Foto: Standard/Robert Newald

Die US-Band Melvins erinnert daran, dass Rockmusik einmal eine Verweigerungskunst war. Eine autoerotische Abgrenzungsstrategie gegen eine dumme Welt und ihre ignoranten Bewohner, die glauben, die Blähungen von Bands wie Pearl Jam wären große Kunst. Seit den frühen 1980er-Jahren deuten die Melvins Hardrock mit Mitteln des Punkrock um, bremsen die Musik ab, zerdehnen sie bis an die Schmerzgrenze, meucheln, was sie lieben. Kommenden Montag kommt es in der Wiener Arena zu einer öffentlichen Aufführung eines solchen Arbeitsvorgangs mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Mit der Haltung "Stumpf ist Trumpf" machten sich die heute in Los Angeles lebenden Melvins einst aus dem Nordwesten der USA auf, um zuerst im nahegelegenen Seattle den jungen Cobain Kurti und später eine globale Fangemeinde von ihrer Mission zu überzeugen. Dabei fielen bis heute 20 Alben ab, manche Singles des Trios wechseln um horrende Beträge ihre Besitzer. Die Stammmitglieder heißen King Buzzo und Dale Crover, der Bass-Platz gilt als Schleudersitz der Band. Das radikalste und beste Werk der Band ist das 1992 veröffentlichte Album Lysol. Nie wieder wurde aus Hardrock-Charakteristika eine so überzeugende neue Ästhetik geboren. Weil noch die beste Band der Welt hin und wieder irrt, beschäftigten die Melvins eine Zeitlang einen zweiten Schlagzeuger. Eine späte Kinderkrankheit, die überstanden ist. Nun wird wieder dem Reinheitsgebot entsprechend gearbeitet. Das aktuelle Melvins-Album heißt The Bride Screamed Murder und ist auf Mike Pattons Label Ipecac Records erschienen. Ipecac heißt ein apothekenpflichtiges Brechmittel in den USA. (flu, DER STANDARD - Printausgabe, 7. Oktober 2011)