Rom - Nach dem Freispruch der US-Studentin Amanda Knox und ihres Ex-Freundes Raffaele Sollecito vom Vorwurf des Mordes an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher hat sich der Präsident des Schwurgerichts von Perugia, Claudio Pratillo Hellmann, für neue Ermittlungen im Fall ausgesprochen. Ermittlungen seien notwendig, weil die Mörder von Meredith Kercher noch frei seien, sagte der Richter in einem TV-Interview.

Für den Mord wurde der Ivorer Rudy Guede zu 16 Jahren Haft verurteilt. Laut den Ermittlern wurde Meredith mit zwei verschiedenen Messern getötet. Die Fahnder gehen davon aus, dass der 25-jährige Guede, der in der Strafanstalt der mittelitalienischen Stadt Viterbo seine Strafe absitzt, beim Tod der britischen Studentin nicht allein war.

Antrag auf Wiederaufnahme

Nach dem Freispruch von Knox und Sollecito am Montag will Guede einen Antrag auf Wiederaufnahme des Prozesses stellen. "Wenn die beiden unschuldig sind, bin ich es auch. Ich möchte wissen, warum ich als einziger für diesen Fall zahlen muss", sagte Guede laut italienischen Medien. Der Freispruch von Knox und Sollecito habe ihn zutiefst erschüttert. "Nicht einmal, als ich selber verurteilt worden bin, habe ich mich so schlecht gefühlt", so Guede.

Sollecito, der in seinen Heimatort Bisceglie zurückgekehrt ist, weigerte sich bisher, die Journalisten zu treffen. "Er ist stark mitgenommen", berichteten die Angehörigen. Im Gefängnis habe sich der 27-Jährige der Religion genähert. "Lange habe ich mich gefragt, warum gerade mir all das geschehen ist. Dann habe ich aber aufgehört, mir diese Frage zu stellen. Ich bin sicher, dass dieses Opfer einen Sinn haben wird", wurde Sollecito von Angehörigen zitiert. (APA)