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Jean Claude Trichet bei seiner letzten Sitzung - diesmal in Berlin - der Abschied scheint ihm nicht allzu schwer zu fallen.

Foto: Reuters/Fabrizio Bensch

Berlin - Die britische Notenbank pumpt frisches Geld in die Volkswirtschaft. Sie startet zur Stützung der Konjunktur eine neue Runde von Staatsanleihenkäufen. Wie die Bank von England am Donnerstag in London nach einer Sitzung ihres geldpolitischen Komitees mitteilte, will sie ab 10. Oktober ihre Staatsanleihenkäufe auf ein Volumen von 275 Mrd. Pfund (319 Mrd. Euro) ausweiten und auf diese Weise die Wirtschaft ankurbeln. 2009 und 2010 hatte Zentralbankgouverneur Mervyn King bereits für 200 Mrd. Pfund Staatsanleihen gekauft ("quantitative easing").

Ihren Leitzins beließen die britischen Notenbanker bei 0,5 Prozent - weiterhin ein historischer Tiefstand. Die britische Wirtschaft stagniert zuletzt mehr oder weniger. Zugleich liegt die Teuerungsrate deutlich über der Zielmarke der Regierung. Der britische Finanzminister George Osborne sagte, es würden flankierende Maßnahmen zur lockeren Geldpolitik geprüft.

Das Ankaufsprogramm soll nach Notenbankangaben in vier Monaten abgeschlossen sein, wobei das genaue Volumen weiter geprüft werden soll. Die heutige Ankündigung überraschte wegen des genannten Ausmaßes der Aufkäufe. Die Bank of England hat am Donnerstag zudem von einer "ernsten Verspannung" bei der Banken-Refinanzierung berichtet.

EZB greift Banken unter die Arme

Die EZB greift den Banken in der Schuldenkrise mit neuen Milliardenhilfen unter die Arme und denkt bereits über eine Zinswende nach. Wie EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Donnerstag nach seiner letzten großen Ratssitzung in Berlin mitteilte, legt die Zentralbank ein 40 Milliarden Euro schweres Ankaufprogramm für Pfandbriefe und andere gedeckte Anleihen auf. Zudem können die Banken sich über neue langfristige Kreditlinien bei der EZB-Tränke mit Liquidität versorgen, da es zuletzt am Geldmarkt hakte. Beide Instrumente hatten sich bereits in der Finanzkrise bestens bewährt.

Die Notenbank ließ den Leitzins zwar bei 1,5 Prozent. Trichet betonte jedoch, es sei auch "ausgiebig über das Für und Wider" einer Kappung diskutiert worden. Zugleich ließ er die Tür offen für eine Zinssenkung unter seinem Nachfolger Mario Draghi, der Trichet Anfang November ablöst.

Die EZB sieht die Konjunktur der Euro-Zone im Sog der Staatsschuldenkrise in schwerem Fahrwasser: "Der Ausblick für die Wirtschaft bleibt vor allem von großer Ungewissheit und stärkeren Abwärtsrisiken geprägt." Zugleich werde das Wachstum nur "sehr moderat ausfallen", betonte Trichet.

Wegen der akuten Vertrauenskrise am Geldmarkt greift die EZB auf altbewährte Maßnahmen zurück und legt zwei langfristige Refinanzierungsgeschäfte auf: eines mit einer Laufzeit von zwölf Monaten im Oktober und ein weiteres über 13 Monate im Dezember. Die Banken sollten dabei so viel Geld bekommen, wie sie benötigten, und Planungssicherheit in Zeiten der Krise erhalten.

Bewährte Hilfe

Der sogenannte 12-Monatstender hatte sich bereits in der Finanzkrise als Hilfe bewährt, da sich die Banken wegen des grassierenden Misstrauens untereinander kaum noch Geld liehen. Im Sog der Staatsschuldenkrise hakt es am Geldmarkt erneut: Insbesondere Finanzinstitute aus den schuldenbeladenen Randstaaten der Euro-Zone wie Griechenland, Irland und Portugal sind weitgehend auf den Gang zur Tränke der EZB angewiesen, da andere Banken ihnen kaum mehr Geld leihen wollen. Denn kaum jemand weiß, welche Risiken in den Bilanzen der Banken schlummern, die viele Staatsanleihen von Risikostaaten wie Griechenland in ihren Büchern haben. In der Finanzkrise legte die Notenbank insgesamt drei Zwölf-Monatstender auf: Beim ersten besorgten sich mehr als 1000 Banken aus der gesamten Euro-Zone die Riesen-Summe von 442 Milliarden Euro.

In der Grauzone

Mit einer Neuauflage ihres Pfandbrief-Ankaufprogramms kommt eine weiteres Instrument zum Einsatz, mit dem die Notenbank bereits in der Finanzkrise gute Erfahrungen machte. Zwischen Juni 2009 und Juni 2010 kaufte die EZB solche Papiere im Volumen von 60 Milliarden Euro und belebte damit den Markt. Das neue, etwas schmaler dimensionierte Programm startet im November und soll im Herbst 2012 auslaufen.

Der Ankauf dieser als sehr sicher geltenden Papiere steht im Kontrast zum umstrittenen Erwerb von Staatstiteln der Euro-Schuldenländer. Wie lange diese auch von der deutschen Notenbank heftig kritisierten Käufe in der Grauzone zwischen Geld- und Fiskalpolitik noch weitergehen sollen, ließ Trichet offen. Das Programm sei aber "temporär" angelegt, betonte der EZB-Chef.

Auf der nächsten regulären Zinssitzung in Frankfurt im November wird dann bereits der neue Präsident Draghi im EZB-Rat das Zepter schwingen. Trichet tritt nach acht Jahren an der Spitze der Zentralbank Ende des Monats ab. (APA)