Frankfurt am Main/Wien - Die Ratingagentur Moody's hat die UniCredit Bank Austria heruntergestuft. Das Langfristig-Rating der Verbindlichkeiten und Einlagen, das mit A1 bewertet war, ist auf A2 heruntergestuft worden und die Aussichten seien negativ, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag.

Am Dienstag hatte Moody's die Kreditwürdigkeit von Italien angesichts der Skepsis an den Finanzmärkten deutlich herabgestuft. Die Einstufung werde von "Aa2" auf "A2" gesenkt bei einem negativen Ausblick, teilte die Ratingagentur mit. Im September hatte bereits die Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Italiens herabgestuft.

Der Konzernchef der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit Federico Ghizzoni zeigte sich am Mittwoch über die Entwicklung in seiner von der gewaltigen Verschuldung schwer belasteten Heimat Italien optimistisch. "Italien hat große Ressourcen und muss sie bestens verwenden, um einen Ausweg aus der Krise zu finden."

Erst Keine Überraschung

Die Ratingagenturen bewerten zur Zeit Banken und Unternehmen in Italien immer schlechter. Die Herabstufung der Bonität der UniCredit und damit der Bank Austria kam für den Markt nicht überraschend. An der Börse von Mailand hat die UniCredit-Aktie am Donnerstag trotzdem um mehr als 3 Prozent zugelegt. Freilich hat diese Aktie in den vergangenen Tagen ebenfalls massiv an Wert verloren.

Den Ausblick für die Bank Austria hat Moody's auf "negativ" gestellt. Auch die deutsche UniCredit-Tochter HVB wurde rückgestuft.

Auffallend an der heutigen Ratingentscheidung war, dass das sogenannte "Stand alone financial strength rating" der Bank Austria - wo Moody's für das Finanzstärkerating die Selbstständigkeit der Bank simuliert - nicht verändert hat. Diese Ratingeinstufung baut auf dem Grundrating auf; einen Rating-Punkt schuldet die Bank Austria der Kapitalvernetzung mit der Mutter UniCredit und gleich zwei Stufen nach oben dankt sie in der eigenständigen Bewertung dem im Vergleich zu Italien viel besseren Länderrating der Republik Österreich, hieß es von Experten.

Profitieren vom Triple A Österreichs

Alle einem Rating unterzogenen österreichischen Großbanken profitieren vom Triple A-Rating Österreichs, wenn sie mit der Topbonität des Sitz-Staates im Rücken Anleihen begeben oder sich anderweitig refinanzieren. Diesen Part beschreiben Banker als systemische Unterstützung, die noch nicht einmal Staatshilfen bedeuten müssen.

Rückstufungen des Bank-Austria-Finanzstärkeratings durch Moody's könnten in Abhängigkeit von der Bewertung der Mutter UniCredit erfolgen - aber auch für den Fall, dass systemische Unterstützung aus Österreich für die Bank Austria weiter schwinden würde. Durch Rating-Rückstufungen werden die Refinanzierungskosten teurer.

Neuerlicher Kapitalbedarf im Gespräch

UniCredit wird wegen der Euro-Schuldenkrise gerade ein neuerlicher milliardenschwerer Kapitalbedarf nachgesagt. Die Großbank hat mehr als 40 Mrd. Euro an italienischen Staatsanleihen auf ihren Büchern, muss wohl aber auch Griechen-Papiere weiter abschreiben.

JPMorgan hat errechnet, dass die 28 größten europäischen Banken zusätzlich bis zu 59 Mrd. Euro Kapital bräuchten, sollte es letztlich zu einem Schuldenschnitt bei Griechenland von 60 Prozent, bei Portugal und Irland von 40 Prozent und bei Italien und Spanien von 20 Prozent kommen. Der gesamte europäische Bankensektor benötigte dann knapp 150 Mrd. Euro. Die Top-28-Banken bräuchten laut JPMorgan mindestens 45 Mrd. Euro, um bis 2012 die Kapitalanforderungen für systemrelevante Banken zu erfüllen. Die Rede ist u.a. von Zwangsanleihen - aber auch schon wieder von neuen Verstaatlichungen.

Nachdem die Ratingagenturen wegen der Schuldenkrise alarmiert sind und zudem gerade zahlreiche Osteuropa-Banken auf der "Watchlist" haben, gehen Experten davon aus, dass die Bank Austria nicht die einzige Großbank in Österreich bleibt, die diesen Herbst herabgestuft wird.

Staatsschuldenkrise und Finanzmarkt

In einem Interview mit den heutigen "Oberösterreichischen Nachrichten" hat Bank Austria-Chef Willibald Cernko - noch vor Bekanntgabe der Rückstufung - die Gefahr als groß bezeichnet, dass die Staatsschuldenkrise wieder zu einer Finanzmarktkrise wird. Für Cernko gibt es für die Unsicherheit und den auftretenden Streit vor allem eine Ursache: "Großbritannien bekommt das Triple-A bei der Bonität bestätigt, weil es die Liquidität für Banken voll garantiert. Das müsste im Euroraum auch passieren. Solange sich alle an Spielregeln halten und die Liquidität sichergestellt ist, ist der Stress draußen."

Cernko verlangt, dass den Banken nicht zu viel zugemutet werden solle. Derzeit wären viele Institute überfordert, wenn sie Zahlungsausfälle der Staaten auf einmal bilanziell verkraften müssten. "Es wäre wichtig, dass man den Banken Zeit gibt, am besten einige Jahre, damit sie Verluste auf mehrere Bilanzen verteilen könnten." (APA)