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Marlboro um 50 Cent aus der Ukraine machen Schmuggel attraktiv.

Foto: Reuters

Die hohen Steuern auf Tabak und die Mindestpreise für Zigaretten ärgern nicht nur Österreichs Raucher. Sie förderten auch die Kriminalität in Unternehmen, sagt Maximilian Burger-Scheidlin, Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer in Österreich (ICCAustria).

Während eine Packung Marlboro hierzulande 4,60 Euro kostet, beträgt der Preis in der Ukraine etwa 50 Cent. Rund 20 Prozent des auf 17 Milliarden Stück im Jahr geschätzten heimischen Zigarettenmarktes würden daher durch Schmuggelware aus mafiösen Netzwerken gedeckt.

"In fast jeder größeren Organisation, in Unternehmen oder Ministerien, gibt es jemanden, der illegale Zigaretten verkauft" , sagt Burger-Scheidlin. "Das sind meist Personen, die in der Hierarchie tief unten stehen, aber viele Leute im Betrieb kennen - ein Hauswart oder auch ein Betriebsrat."

Die Verteiler und ihre Kunden wüssten, dass sie etwas Illegales tun, und seien dadurch erpressbar, sagt Burger-Scheidlin, der sich intensiv mit Unternehmenskriminalität beschäftigt. "Wenn ein Mafioso eine Attacke plant, dann fragt er die Verteiler von Billigzigaretten nach ihren Kunden und landet dann etwa bei technischen Zeichnern. Und dann sind wir schon mitten im Thema Betriebsspionage." Die kriminellen Netzwerke könnten auch für andere Zwecke verwendet werden, wie etwa für den Vertrieb gefälschter Markenprodukte, von Drogen oder auch für Menschenhandel.

Burger-Scheidlin: "Da entsteht eine kriminelle Subkultur - mit Lkw-Fahrern und Zöllnern, die mithelfen, die Zigaretten zu verteilen. Alle sind sie von der Mafia abhängig."

Auf 400 bis 500 Millionen Euro schätzt er die Profite durch Zigarettenschmuggel, davon gingen wiederum 12 bis 15 Prozent für Geldwäsche drauf. Dabei würden Anlageberater ins kriminelle Netz hineingezogen werden.

Burger-Scheidlin macht vor allem die Politik für diesen Zustand verantwortlich, die durch die ständige Erhöhung der Tabaksteuern und -preise nach höheren Margen für Trafikanten, mehr Geld für die Spitalsfinanzierung und einer Reduktion des Rauchens strebt. Doch all diese Ziele würden verfehlt, stattdessen würde bloß die organisierte Kriminalität gefördert.

Unternehmen wiederum müssten durch scharfe Compliance-Regeln dafür sorgen, dass keine Billigzigaretten verkauft werden, empfiehlt Burger-Scheidlin, und die Belegschaft offensiv über die Methoden von Betriebsspionen aufklären. Der beste Schutz sei allerdings eine gute Atmosphäre und wenig Frust im Unternehmen. (Eric Frey, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6.10.2011)