Ein Begriff, viele Erklärungen: Es gibt keine unumstrittene Definition des Mittelstandes. Ökonomen grenzen die Gruppe oft mit 70 bis 125 Prozent des Medianeinkommens ein. Dieses mittlere Bruttoeinkommen liegt in Österreich für Haushalte bei 39.700 Euro, für den einzelnen unselbständigen Erwerbstätigen bei 24.500 Euro im Jahr. Der Mittelstand der Haushalte reicht demnach etwa von 29.800 bis 49.600 Euro, jener der unselbständig Erwerbstätigen von 18.300 bis 30.600 Euro (Daten von 2009).

Anhand einer anderen Definition (70 bis 150 Prozent des pro Kopf gewichteten, mittleren Nettohaushaltseinkommens) hat Wirtschaftsforscher Alois Guger errechnet, dass in Österreich im Jahr 2008 rund 62,7 Prozent zur Mittelschicht gehören, 2004 waren es noch 64,8 Prozent. Im Gegensatz zu Deutschland lässt sich das vielfach beschworene Schrumpfen des Mittelstandes nicht wirklich aus den Daten herauslesen - wenn, dann franst dieser eher nach oben aus. Krisenfolgen sind noch nicht abgebildet.

Andere Experten bevorzugen eine großzügigere Definition: Zehn Prozent Reiche, zehn Prozent Arme, der Rest ist Mittelschicht, die bei den Haushalten von etwa 15.000 bis 90.000 Euro brutto im Jahr reicht.

Die SPÖ spricht von 2000 bis 4000 Euro pro Haushalt im Monat, ÖVP-Politiker inkludieren mitunter alle, die Einkommenssteuer zahlen. Damit zählten etwa Dietrich Mateschitz oder Hannes Androsch dazu, aber nicht 2,7 Millionen steuerberfreite Niedrigverdiener. (jo, DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2011)