Es ist wirklich erstaunlich, wie die FPÖ versucht, den Eindruck zu erwecken, sie sei jene Sauberpartei, die zu Recht Anspruch auf den Vorsitz des kommenden Untersuchungsausschusses zu den Affären im staatsnahen Bereich hat. Schwarz-blaue Regierung - wir? Das waren ganz andere! Oder lang vergessene. Dabei liest sich die Liste all jener, deren Namen im Skandal-Zusammenhang fallen, wie ein Who is Who der Freiheitlichen Partei. Das kleine vorangestellte "Ex-" kann daran nichts ändern: Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Ex-FPÖ-Geschäftsführer Gernot Rumpold, Ex-FPÖ-Verteidigungsminister Herbert Scheibner oder Ex-FPÖ-Abgeordneter Walter Meischberger.

Bei den Grünen findet man solche Politiker nicht. Das werden sich wohl auch die beiden Regierungsparteien denken - vor allem wenn Grün nicht gleich Peter Pilz heißt. Gabriela Moser ist nicht nur fachkundig, sie ist vor allem eines: unaufgeregt. Eine Sachpolitikerin eben. Die Chance, dass dadurch unnötige Nebengeräusche vermieden werden und man sich mehr auf die Inhalte konzentriert, ist unter ihrer Leitung größer. Und im Gegensatz zu einem FPÖ-Politiker muss sie nicht fürchten, dass ihre Partei selbst Prüfungsgegenstand wird - und sie selbst befangen wäre.

Letztlich wird es aber an allen Parteien liegen, ob man es vielleicht dieses Mal schafft, einen U-Ausschuss so zu Ende zu bringen, dass nicht das Gefühl bleibt, außer Streiterei sei nichts gewesen. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2011)