WAZ-Mann Günther Grotkamp 2010 beim Requiem für "Krone"-Boss Hans Dichand in Wien.

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Grafik: Eigentümer und Beteiligungen der WAZ-Mediengruppe

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Essen/Wien - Vorn drängten sich Kanzler, Minister, Landeshauptleute und Parteichefs, als der Kardinal im Stephansdom das Requiem für den mächtigsten Zeitungszaren zelebrierte. Jener Mann, der 1987 Hans Dichand überzeugt hatte, seinen deutschen Medienkonzern an der Krone zu beteiligen, nahm ruhig in Reihe neun Platz: Günther Grotkamp, 84. Er gilt als Architekt der Essener WAZ-Gruppe, führte sie Jahrzehnte als Geschäftsführer. 1986 heiratete er eine der Töchter des WAZ-Gründers.

Ohne seine Frau kam Grotkamp 2010 nach Wien, um dem langjährigen Geschäftspartner Dichand die Ehre zu erweisen. Petra Grotkamp meidet die Öffentlichkeit mehr noch, als in der WAZ ohnehin üblich. Eines der wenigen publizierten Bilder zeigt die 67-Jährige mit ihrem Mann und ihren Kindern bei einer Reitveranstaltung. Öffentlich nimmt sie Stellung über ihren Anwalt, Andreas Urban. Wie Freitag, und da auch ausgesprochen bestimmt.

Deutschlands Zeitungsriese Springer bot 1,4 Milliarden Euro für die WAZ und alternativ dazu für eine Reihe von Konzernteilen - von Verlagen in Osteuropa bis zu Zeitschriften in Deutschland. Besonders hob Springer-Chef Mathias Döpfner in seinem Gebot die WAZ-Beteiligungen in Österreich hervor: "erhebliches Interesse" habe Springer weiterhin an den 50 Prozent an der Krone und fast 50 Prozent am Kurier, für die er zusammen rund 200 Millionen Euro bot. Bei Verkaufsverhandlungen mit den Dichands signalisierte die WAZ-Führung ab 200 Millionen Euro allein für den Krone-Anteil Gesprächsbereitschaft.

Kaum hatte das Manager Magazin das Angebot vermeldet, ließ Petra Grotkamp Springer wie berichtet rundweg abblitzen: Die Aktiviten auf Springers Wunschliste stünden "nicht zur Disposition"; und Springer "kann nach den Gesellschaftsverträgen der WAZ-Medienruppe auch nicht Gesellschafter der WAZ-Mediengruppe werden". Auch der Sprecher der Funke-Familie, der Grotkamp angehört, sah "keine Verhandlungsmöglichkeit" mit Springer.

Grotkamp ließ verlauten, sie halte fest am Plan, die 50 Prozent der Familie Brost an der WAZ zu erwerben (Grafik). Sie werde "Sorge tragen, dass die WAZ-Mediengruppe weiter als unabhängiges Unternehmen bestehen bleibt."

Dass Petra Grotkamp den Brosts 470 Millionen Euro für ihre 50 Prozent bot, nährte in Österreich Spekulationen über einen Verkauf von Krone und Kurier, um den Deal zu finanzieren.

Kenner der Grotkamps bestreiten das freilich: Den Kauf der WAZ-Anteile könnten sie auch so finanzieren. Und Günther Grotkamp sei gerade an den Beteiligungen in Österreich persönlich sehr interessiert. Jedenfalls solange die Gebote dafür unter der Schmerzgrenze der WAZ bleiben und die Ergebnisse darüber. Über die redet das nächste Schiedsgericht mit, das WAZ und Dichands gerade angerufen haben. (fid/DER STANDARD Printausgabe 4.10.2011)