Blumen stehen für Schönheit ebenso wie Vergänglichkeit. Sie sind ein Ausdruck der Liebe, begleiten aber auch in den Tod. Keine andere Pflanze ist so symbolbehaftet wie die Blume. Für Kunsthistoriker ist die Geschichte des Blumenbildes so komplex wie spannungsgeladen. Seit dem 15. Jahrhundert gehören Blumenstillleben zum wiederkehrenden Motiv in der Kunst. Matthias Harder von der Helmut-Newton-Stiftung in Berlin verschafft einen Überblick über die Annäherung zeitgenössischer Fotografen an das Thema. In einer Schau im FO.KU.S in Innsbruck sind Arbeiten von vierzehn Künstlern zu sehen. Der Deutsche Martin Klimas fotografiert mit Belichtungszeiten im Millisekundenbereich. Er zerschießt Blumenvasen und hält den Moment der Zerstörung fest, den ein freies Auge nicht sehen kann. Während das Gefäß schon zerbirst und das Wasser explodiert, blickt die Blüte noch ruhig auf den Betrachter. Mit extremer Langzeitbelichtung arbeitet der gebürtige Münchner Michael Wesely. In seinen verwischt wirkenden Fotografien hält er fest, wie sich die einzelnen Tulpen eines Straußes im Laufe der mehrtägigen Belichtungszeit langsam zu Boden neigen. Der Ägypter Amin el Dib legt in einer Schwarzweiß-Studie eine verwelkte Mohnblume behutsam wie einen Leichnam vor sein Objektiv. Dezent geht es die Finnin Sandra Kantanen an. Sie blitzt ein einzelnes feingliedriges Gewächs gegen den nachtschwarzen Winterhimmel, und ihre Sehnsucht nach dem Frühling lässt sich erahnen. (dns, DER STANDARD - Printausgabe, 4. Oktober 2011)