Er kommt alle Jahre wieder. Der Equal Pay Day. Also jener Tag, der zeigt, wie groß der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen ist. In Österreich beträgt die Lücke für gleiche Leistung 25 Prozent - und katapultiert uns im europäischen Vergleich an die vorletzte Stelle. Der Equal Pay Day markiert auch jenen Tag im Jahr, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern bis zum Jahresende gratis arbeiten. Gratis, aber nicht umsonst.

Jahr für Jahr wird rund um diesen Tag viel Wirbel veranstaltet. Mit Aktionen wird auf die Einkommensschere aufmerksam gemacht. Die Verteilung von Papierkrawatten etwa soll symbolisch die männlichen Karriereverläufe hinterfragen und karikieren. Alte Vorhaben, wie die 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten, werden wieder hervorgeholt - ebenso die Forderung nach Mindestlöhnen.

Jahr für Jahr wird es nach diesem Aktionismus aber wieder ruhig. Von einer gesetzlichen Gleichstellung ist dann keine Rede mehr. Auch von Sanktionen bei Nichterfüllung der Aufsichtsratsquote ist unterjährig nichts zu hören. Es wäre also höchst an der Zeit, dass die Politik auch nach diesem Stichtag beweist, wie ernst es ihr mit der Gleichbehandlung ist und sich die Einkommensschere verkleinert.

Eines ist heuer wenigstens anders. Vizekanzler Michael Spindelegger hat sich dazu bekannt, die Leistungen der Frauen anzuerkennen. In der Bundeshymne. Dort werden wir Frauen ja nun alle große Töchter. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.10.2011)