JournalistInnen mit Migrationshintergrund sind in der österreichischen Medienlandschaft dramatisch unterrepräsentiert. Es gibt derzeit keinen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass sich daran etwas ändern soll. Auf politischer Ebene ist keinerlei Regung in diese Richtung zu vernehmen. Von Seiten der Medienmacher kommen nur halbherzige Lippenbekenntnisse. Von einer Selbstverpflichtung, wie sie sich zum Beispiel ARD und das ZDF auferlegt haben, sind wir in Österreich weit entfernt.

Im österreichischen Nationalen Aktionsplan Integration wird den Medien eine besondere Verantwortung für den Umgang verschiedener Bevölkerungsgruppen miteinander und somit für das Gelingen von Integration zugeschrieben; Dieser Verantwortung will man sich, wenn es um die aktive Mitarbeit von MigrantInnen geht, offenbar nicht ohne Wenn und Aber stellen.

Fürs Aber muss oft der scheinbar nebensächliche Hinweis herhalten, dass gute Sprachkenntnisse im Journalismus wichtig sind. Sehr erstaunlich ist es, dass einige KollegInnen ihrer eigenen, defizitorientierten Berichterstattung auf den Leim gehen und den jungen AnwärterInnen mangelnde Deutschkenntnisse unterstellen. Diesen misslichen Umstand habe natürlich das schlechte österreichische Bildungssystem zu verantworten. Und schon hat man auch das Wenn untermauert.

Dass der Geschäftsführers des österreichischen Presserats Alexander Warzilek es für nötig hält zu beteuern, dass es "eine Menge kluger Köpfe mit Migrationshintergrund gibt, die die deutsche Sprache beherrschen und Karriere machen können", zeigt aber, wie weit es mit medialer Integration in Österreich her ist. Im Sinn einer zukunftsorientierten Förderung migrantischer Nachwuchskräfte kommen österreichische Redaktionen um hausinterne Maßnahmen nicht herum. Lehrredaktionen, Selbstverpflichtung zu Quote oder zumindest gezielte Anwerbung von RedakteurInnen mit Migrationshintergrund wären vorstellbar und dringend nötig. Sich darauf zu verlassen, dass schlecht vernetzte Jugendliche der zweite und dritten Generation "auf natürlichem Wege – wie es oft kryptisch heißt – in den Mainstream-Medien Anschluss finden, heißt Chancen vergeben. Chancen auf Vielfalt, Originalität und nicht zuletzt auch auf neue Leserkreise. (Olivera Stajić, 3. Oktober 2011, daStandard.at)