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Müssen möglichst viel herausholen für ihre 170.000 Metaller: Rainer Wimmer (re.) und Karl Proyer.

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Der Kampf um den Dreier beginnt am Dienstag

Wien – Die Herbstprognose der Wirtschaftsforscher mit massivem Konjunktureinbruch 2012 macht die morgen, Dienstag, beginnende erste echte Verhandlungsrunde der Metaller zu einem Husarenritt. Gemäß der traditionell angewandten Formel aus Produktivität, Wirtschaftswachstum und Inflationsrate scheint der von den Arbeitgebern im Voraus zugestandene Dreier vor dem Komma kaum mehr zu halten.

Auch die Aufholjagd bei den Investitionen – Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen sind 2010 real um vier Prozent gestiegen nach fast minus zehn Prozent im Jahr 2009 – kam über den Sommer zum Erliegen. Für das Gesamtjahr sagt das Wifo zwar einen Zuwachs bei Ausrüstungsinvestitionen um acht Prozent voraus, 2012 sei aber mit 1,5 Prozent kaum mehr als eine Stagnation zu erwarten. Hinzu kommt, dass Stahlerzeuger die Produktion drosseln. Allein ThyssenKrupp, Deutschlands größter Produzent, fährt den Ausstoß noch heuer um 500.000 Tonnen zurück. "Die Prognosen bestätigen den wirtschaftlichen Nebel, in den wir hineinfahren", gibt sich Arbeitgeber-Chefverhandler Christoph Hinteregger am Sonntag auf Standard-Anfrage irritiert. Man werde gut beraten sein, "auf einem vernünftig hohen Prozentsatz abzuschließen und, was wir verdient haben, als Einmalzahlung weiterzugeben". Zahlen und Prozentsätze wollte der Doppelmayr-Manager ebenso wenig kommentieren wie die Frage, ob sich die Arbeitgeber nicht doch voreilig auf eine dreiprozentige Kollektivvertragserhöhung festgelegt hätten.

Rechnerisch wackelt der Dreier vor dem Komma. Gemäß der Formel Produktivität (BIP real je Erwerbstätigen) plus Inflation ergeben sich für 2012 laut Wifo-Prognose gerade einmal 2,5 Prozent, laut der optimistischeren BIP-Prognose des IHS wären es allenfalls 2,9 Prozent. Ein Orientierungswert jenseits der vier Prozent lässt sich nur darstellen, wenn als Basis die für heuer prognostizierte Inflationsrate von 3,1 Prozent dient. Entsprechend kämpferisch geben sich die Arbeitnehmervertreter. "Über den Dreier reden wir sicher nicht mehr", sagt Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer, "denn der Dreier wird nicht reichen." Die Betriebe hätten "jede Menge Kohle verdient", und von der wolle man ein ordentliches Stück. Einmalzahlungen werde man nicht ablehnen, ein Ersatz für nachhaltige Erhöhungen seien sie aber nicht. Schließlich seien Mieten und Energiekosten zu zahlen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2011)