Grafik: DER STANDARD

In Wien gibt es ja seit bald einem Jahr eine rot-grüne Regierung. Welche Partei setzt sich da Ihrer Meinung nach eher durch, die SPÖ oder die Grünen, oder sind beide etwa gleich stark?" Diese Frage legte das Linzer Market-Institut in dieser Woche 416 Wahlberechtigten in Wien vor. Die Antwort war mehr als eindeutig: 82 Prozent der Befragten sehen die Partei von Michael Häupl als tonangebend an - vor allem die erklärten SPÖ-Wähler spüren so gut wie keinen Einfluss der Grünen.

Weitere elf Prozent sehen beide Parteien als gleich stark an, nur drei Prozent nennen die Grünen als dominierende Kraft in der Rathauskoalition. Auch unter den deklarierten Grün-Wählern wird die Bürgermeisterpartei als treibende Kraft gesehen.

Und ähnlich sieht es bei der Themensetzung aus: Fragt man, welche Partei in Wien am ehesten die Themen der Landespolitik vorgibt, dann nennen 59 Prozent ungestützt zuerst die SPÖ - im August 2010, vor Beginn des Wahlkampfs, waren es 55 Prozent, kurz vor der Wahl 67 Prozent. Dazu kommen weitere sieben Prozent Zweitnennungen. Die FPÖ wird von 19 Prozent genannt (August 2010: sieben Prozent), plus neun Prozent Zweitnennungen. Die ÖVP hat fünf Prozent Erstnennungen und 18 Prozent Zweitnennungen und liegt damit auf ähnlichem Niveau wie im Sommer 2010. Die Grünen sind mit vier Prozent Erst- und mit acht Prozent Zweitnennungen auf dem letzten Platz in diesem Ranking.

Anders sieht es allerdings aus, wenn man die Stärken der einzelnen Parteien getrennt abfragt.

Gute grüne Ideen

Da sagen 33 Prozent, dass die guten Ideen für Wien von den Grünen kämen. Die Grafik unten zeigt: Die Stärke der Grünen ist ihre Jugendlichkeit, wahrgenommen werden zudem der Einsatz für niedrigere Öffi-Tarife, die Lösungskompetenz bei Verkehrsproblemen und das Engagement für ein weltstädtisches, offenes Wien. In diesem Punkt schlagen sie die ÖVP klar und die FPÖ schon gar - allerdings liegt die SPÖ bei diesem Thema an erster Stelle.

Die größten Stärken der SPÖ sind deren Engagement für Arbeitnehmer, für den guten Ruf Wiens und für die Senioren. Die ÖVP dagegen wird als die bürgerliche Wirtschaftspartei gesehen, allenfalls noch als eine der Senioren.

Auffallend: Den Freiheitlichen wird am ehesten zugetraut, die Sorgen der Wienerinnen und Wiener zu verstehen. Auch sie stehen für Jugendlichkeit - und es wird erwartet, dass sie in fünf Jahren stärker sein werden als heute. Das lässt sich auch aus der Sonntagsfrage herauslesen: Laut Market-Hochrechnung für den Standard käme die FPÖ auf 27 Prozent (bei der Wahl vor einem Jahr waren es 25,8 Prozent). Heinz-Christian Strache wird von 14 Prozent als Bürgermeister gewünscht.

Auch wenn Michael Häupl eine Bürgermeisterdirektwahl mit 46 Prozent gewinnen würde, verliert die SPÖ in der Hochrechnung leicht von 44,4 auf 43 Prozent. Auch die ÖVP, deren derzeitige Chefin Gaby Tamandl in einer Direktwahl nur vier Prozent bekäme, verliert leicht - 13 statt 14 Prozent, rechnet Market.

Die Grünen würden bei einer Direktwahl neun Prozent für ihre Kandidatin Maria Vassilakou bekommen, die Parteistimmen hochgerechnet ergeben 14 Prozent - also einen leichten Zugewinn gegenüber der Wahl vom vergangenen Oktober, als die Grünen auf 12,6 Prozent gekommen sind. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.10.2011)