Graz - Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber hat Startprobleme mit den beiden Generatoren des steirischen Kraftwerks Mellach südlich von Graz eingeräumt. Der Vorstand sagte in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung", wie sich dies auf die geplante Inbetriebnahme nächstes Jahr auswirke, könne man heute noch nicht in vollem Umfang abschätzen. "Wir gehen davon aus, dass sie sich um ein paar Wochen verschiebt. Sie wird aber noch Anfang 2012 sein", so der Verbund-Chef.

Anzengruber erklärte, beim Probebetrieb habe sich beim ersten Generator ein sogenannter Wicklungsschluss ergeben. "Das ist noch nie vorgekommen. Das ist ein Produktionsfehler vom Lieferanten (Siemens, Anm.), der gleiche Fehler dürfte auch beim zweiten Generator aufgetreten sein. Jetzt wird der Stator des Generators ausgewechselt, das ist vereinbart und nichts Weltbewegendes. Die Anlage ist noch nicht übernommen, das ist Sache des Lieferanten."

Die jetzigen Probleme seien kein Beinbruch, thermische Kraftwerke seien sensible Industrieanlagen, "aber natürlich haben wir keinen Grund zu jubeln", so der Verbund-Vorstandschef. Das Kraftwerk habe eine Lebensdauer von rund 45 Jahren. Hinsichtlich Gas-Preise hieß es: "Selbst wenn die Lage am Anfang angespannt ist, hat das auf die Profitabilität des Werkes nicht den entscheidenden Einfluss". Bei der Wasserkraft habe man vor zehn Jahren dasselbe Thema gehabt. Als Brückentechnologie werde Gas künftig noch stärker eingesetzt werden als bisher, Gas hat mittelfristig eine Zukunft, unabhängig davon, ob es kurzfristig eine Verspannung gibt.

Ob es bei Mellach Verluste geben werde, könne man noch nicht einmal sagen, es gebe aber auf jeden Fall nicht den beabsichtigten Gewinn. Es werde eine eingeschränkte Profitabilität geben, dies sei kein Geheimnis. "Ob es wirklich Verluste werden, können wir nicht sagen, weil Mellach viel im Regelenergiemarkt mitspielt, da kann es durchaus positive Beiträge erwirtschaften", so der Verbund-Chef. Hinsichtlich des deutschen Atomausstiegs könnte das Kraftwerk vor allem von den verstärkten Windinstallationen profitieren: "Die Regelenergie ist eher die Windenergie". Bezüglich einer möglichen zweiten Fernwärmeleitung nach Graz stehe man bei Bedarf Gewehr bei Fuß. Eine solche prophylaktisch zu bauen, wenn kein Bedarf vorliege, sei aber sinnlos. (APA)