Oberhuber-Frühwerk: zum Künstlerrekord in ein Museum.

Foto: "im Kinsky"

310 in alphabetischer Reihenfolge antretende Darsteller, das mag ein für Benefizevents passender demokratischer Ansatz sein. Im Branchenalltag kann derlei - wovon sich das Publikum im Palais Kinsky Dienstagabend überzeugen lassen musste - leider schnell zum Stimmungskiller mutieren. Die richtige Dramaturgie rettet eben über zähe Momente. Nein, es geht nicht um das Wiener Residenzorchester, das zeitgleich im Obergeschoß zu einem derart "bewegenden" Konzert lud, dass noch im Auktionssaal darunter die Luster zappelten. Vielmehr stand das erste zeitgenössischer Kunst gewidmete Solo auf dem Programm. Das hatte sich der im Mai zum neuen Geschäftsführer berufene Nikolaus Schauerhuber gewünscht, und bekommen.

Eine 310 starke Formation, die sich vor allem am heimischen Gout orientierte - zwangsläufig, eben mit solchen Kunstwerken, von denen sich Eigentümer zu trennen bereit waren. Internationales blieb deshalb eine Minderheit. Dazu hätten in der Theorie zwei Werke von Jean Dubuffet gehört, die in der Praxis mangels eines vorliegenden Gutachtens der 1974 gegründeten Fondation aber zurückgezogen wurden. Das gleiche Schicksal ereilte, wenn auch aus anderen Gründen, eine vermeintliche Weiler-Arbeit (siehe "Gepimptes Schmierpapier").

Anderes scheiterte an den Limits der Einbringer, darunter "Phantastisches" von Ernst Fuchs und Anton Lehmden oder auch Bronzen Wander Bertonis. Gute Nachfrage verzeichnete man hingegen für Arbeiten Herbert Brandls oder Jakob Gasteigers. Das spannendste Bietgefecht des mehr als vierstündigen Sitzungsmarathons bescherte eine frühe Arbeit Oswald Oberhubers aus dem Jahr 1949: Im Duell mit einer sonst für das Dorotheum tätigen Sensalin, die sich unters Saalpublikum gemischt hatte, behielt Nikolaus Schauerhuber die Oberhand und klatschte im Namen eines übers Telefon zugeschalteten europäischen Museums bei 46.500 (59.985) Euro ab, zum Dreifachen des bisherigen Künstlerrekords.

Den höchsten Zuschlag der Sitzung bewilligte wiederum ein heimischer Telefonbieter für Hans Hofmanns The Bay (80.000/ 100.000). Zwischendurch lüpfte auch Diethard Leopold sein Bietertäfelchen. Nein, keine "Sammlung Nr. 3", sondern Lorenz Estermanns Modell: Fisherhouse III (3000/3866) oder ein Ölbild von Kurt "Kappa" Kocherscheidt (13.000/16.250) zum reinen Privatvergnügen. Am Ende blieb die Verkaufsquote mit etwa 45 Prozent unter den Erwartungen, man notierte einen Gesamtumsatz von 1,77 Millionen Euro. (kron, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 1./2. Oktober 2011)