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Mit diesem Replikat einer Beretta sollen die beiden 20-jährigen Tatverdächtigen auf Passanten geschossen haben.

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Abteilungsinspektor Helmut Fischer und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner präsentieren die Tatwaffe.

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Die Tatorte der Heckenschützen

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Wien - Die mutmaßlichen Wiener Heckenschützen sind gefasst. Zwei 20-jährige Männer wurden am Donnerstagabend festgenommen, sie legten umfangreiche Geständnisse ab. Die beiden Männer haben keine Einträge im Vorstrafenregister und gaben keinerlei Hinweise auf ein Motiv. "Wien kann aufatmen. Der Schrecken hat ein Ende", erklärte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Ab 15. September sind bei der Wiener Polizei mehrere Meldungen über Schussattacken aus einer Luftdruckwaffe eingegangen. Laut dem verantwortlichen Chefinspektor Ewald Schneider sind derzeit 18 Fälle bekannt, bei denen Passanten offenbar wahllos angeschossen und verletzt wurden. Durch weitere Ermittlungen könnten noch zusätzliche Opfer ausgeforscht werden, da die 20-Jährigen in ihren Geständnissen auch Beschreibungen abgaben, "die zuvor nicht amtsbekannt waren", so Schneider.

Beide haben abgedrückt

Hinweise zum Auto führten zur Festnahme der Verdächtigen. Aussagen von jugendlichen Opfern und einige der über 300 Meldungen aus der Bevölkerung verwiesen auf einen weißen Opel älteren Baujahrs, der mehrfach in Tatortnähe beobachtet wurde. "Unsere Kollegen waren nächtelang draußen", sagte Schneider über die Ermittlungen. In deren Verlauf führte eine Lenkererhebung zu zwei in Wien lebenden Männern. Im Auto eines der beiden Männer konnte die Gruppe Schneider schließlich die Tatwaffe samt sogenannter "Diabolo"-Munition mit einem Kaliber von 4,5 Millimeter sicherstellen. Der Wagen war auf die Mutter eines mutmaßlichen "Snipers" angemeldet.

Sämtliche Projektile waren einer Tatwaffe zuzuordnen, mit der beide Verdächtige auf Passanten geschossen haben sollen. Den ersten Schuss haben sie laut Polizei bereits kurz nach dem Kauf der Luftdruckpistole beim Wiener Matzleinsdorfer Platz abgegeben, nur wenige hundert Meter vom Waffengeschäft entfernt. Neben den Geständnissen verfügt die Polizei auch über Sachbeweise: In der Nähe einiger Tatorte wurden neben Projektilen auch DNA-Spuren gefunden, die noch ausgewertet werden müssen.

Auszahlung der Belohnung noch unklar

In ursprünglichen Berichten waren erste Schussattacken noch auf August datiert worden. "Bei manchen nachträglichen Anzeigen ist es denkbar, dass die Betroffenen von Kieselsteinen oder ähnlichem getroffen worden waren und fälschlicherweise vom Schuss aus einem Luftdruckgewehr ausgegangen sind", so ein ermittelnder Beamte am Rande der Pressekonferenz. Damit ließen sich die Verdachtsmomente erklären, bei denen die Tatzeit vor dem 15. September liegt. Nachdem die Medien ausführlicher berichteten, hätten die mutmaßlichen Schützen ihre Attacken eingestellt, so der Beamte.

Gleichzeitig hätten die Medienberichte die Bevölkerung motiviert, sich mit Hinweisen an die Polizei zu wenden, sagte Mikl-Leitner. Ein Teil der zahlreichen Meldungen dürfte allerdings auf die 22.000 Euro zurückzuführen sein, die das Innenministerium als Belohnung ausschrieb. Ob und in welchen Anteilen sie auf den oder die Hinweisgeber ausbezahlt wird, müsse laut Mikl-Leitner noch überprüft werden. Sie bedankte sich bei den Bürgern für ihre Zivilcourage und bei den Beamten für ihre kompetente Arbeit. (mm, derStandard.at, 30.9.2011)