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Auch am Mittwoch wurde wieder unter dem Motto "Occupy Wall Street" demonstriert

Foto: Reuters/Brendan McDermid

Dass seit 17. September bis zu tausend US-Bürger in New York nach arabischem Vorbild täglich auf die Straße gehen, ist kein großes Thema für die amerikanischen Medien. Der umstrittene Pfefferspray-Einsatz eines Polizeioffiziers hat es aber doch in den Lokalteil der New York Times geschafft.

Deputy Inspector Anthony Bologna wurde gefilmt, als er bei einer Demonstration am 24. September offenbar ohne konkreten Anlass auf eine hinter einem orangen Plastiknetz eingekesselte Gruppe zutrat und drei Frauen mit einem Reizgasspray besprühte.

Dass es einem Demonstranten zufällig gelang, aus einem Digitalfoto die Abbildung von Bolognas Dienstabzeichen in lesbarer Qualität auszuschneiden, führte schnell zur Ausforschung des Angreifers. Das Hackerkollektiv Anonymous veröffentlichte den Namen und später die Wohnadresse des Polizisten.

Paul J. Browne, Sprecher der New Yorker Polizei, verteidigte das Vorgehen des Beamten: der "sparsame" Pfefferspray-Einsatz sei "angemessen" gewesen. Schließlich habe Bologna versucht, Demonstranten, die Polizisten angreifen wollten, zu stoppen, wovon auf dem Video allerdings nichts zu sehen ist. Browne vermutet, dass die Szene nachträglich entfernt worden sei.

Der Polizeisprecher hatte vor einer Woche behauptet, ein Demonstrant sei festgenommen worden, weil er „eine Polizeiabsperrung übersprungen und Widerstand geleistet" habe. Fotos der Festnahme zeigen allerdings das Gegenteil, Browne nahm seinen Vorwurf zurück.

Dem Polizisten Bologna war bereits bei den Protesten gegen den republikanischen Parteitag 2004 in New York vorgeworfen worden, mit unnötiger Gewalt gegen Protestierende vorgegangen zu sein. Anders als damals wurden die Übergriffe diesmal aber auf zahlreichen Videos dokumentiert. Der britische "Guardian" ruft seine Leserschaft sogar auf, sich an der Rekonstruktion der Ereignisse am New Yorker Union Square zu beteiligen. (bed)