Bild nicht mehr verfügbar.

Eine lädierte Hand macht Eagles-Quarterback Michael Vick (Mitte) zu schaffen.

Foto: REUTERS/Tim Shaffer

Bild nicht mehr verfügbar.

Perfekter Touchdown-Pass auf Giants-Receiver Victor Cruz (80).

Foto: REUTERS/Tim Shaffer

Titel kann man sich in der NFL nicht erkaufen. Das weiß man. Nur bis zur Stadt der brüderlichen Liebe hat sich das offenbar noch nicht durchgesprochen, schreiben spitze Federn, spötteln die Kommentatoren. Die Philadelphia Eagles (1-2) sind derzeit ein gefundenes Fressen für Zyniker.

Hinter Quarterback Michael Vick stand vor dem Spiel gegen die New York Giants (2-1) ein Fragezeichen (Gehirnerschütterung), nach diesem (Handprellung) ein zweites. Laut philly.com soll er aber Sonntag gegen San Francisco (2-1) spielen können.  Gegen die Giants musste er wegen der lädierten Hand raus, warf bis dahin für 176 Yards und einen Pick, Ersatzmann Mike Kafka kam und setzte zwei weitere Interceptions drauf. Vick beschwerte sich im Anschluss bei der Pressekonferenz über die Referees, die ihn seiner Meinung nach zu wenig beschützten, nahm die Beschwerde tags darauf dann aber wieder zurück, da er sich offenbar dann doch wieder daran erinnern konnte, dass er noch nicht im Golfwagerl sitzt. Zugegeben, es war ein Helmet-To-Helmet-Kontakt dabei, der sich womöglich eine Flag verdient hätte, aber bekanntlich ist (nach Lombardi) Tanzen ja der Kontakt- und Football der Kollisionssport.

Nach zwei Niederlagen in Serie steht jedenfalls ein Pflichtsieg und die Beantwortung einiger Fragen an. Eine davon wäre, wo sich der 60-Millionen-Dollar-Neuzugang Nnamdi Asomugha eigentlich so gut versteckt? Statistisch schien er zuletzt mit einem Pick (sein einziger soweit) gegen Atlanta auf, gegen die Giants hat er wohl gar nicht gespielt. Doch - Hier ist er ja! Der Versuch eines Tackles an Giants Receiver Victor Cruz, den er dann bei seinem zweiten Touchdown in der Endzone noch einmal sah. Kein Tackle, kein Deflected Pass, keine Interception, kein einziger Eintrag in eine Statistik, dafür hohe Anschaffungskosten. Derzeit ein Sinnbild für die gesamte Eagles-Truppe, die den Giants zu Hause völlig verdient mit 16:29 unterlag. Eli Manning mit vier Touchdowns und keinem Pick - das wird ihm auch so schnell nicht noch einmal passieren. Wobei: Am kommenden Sonntag kommt Seattle (1-2) auf Besuch. Wer weiß...

Erster Sieg für die Camolina Panthers

Die Schwangerschaft hat sich abgezeichnet, die Geburt war dann aber eine schwierige. Die Carolina Panthers (1-2) fuhren gegen Jacksonville (1-2) mit 16:10 ihren ersten Saisonsieg ein. Und das mit der bisher schwächsten Leistung ihres Rookie-Quarterbacks Cam Newton. 18 Completions (von 34 Attempts), 158 Yards, ein Touchdown - die restlichen Punkte entstanden aus Fieldgoals und einem Safety. Auch auf der anderen Seite stand mit Blaine Gabbert ein Neuling am Feld. 12 von 21 für 139 Yards, ein TD, ein Pick und ein Sack in der Endzone zum besagten Safety. Kein gelungenes Debüt, aber ausbaufähig im Vergleich zum Zustand der Jaguars vorher. Die größte Last der Jaguars trägt sowieso Runningback Maurice Jones-Drew, in dem Fall waren es 167 Offensive Yards. Carolina gastiert am Sonntag in Chicago (1-2), Jacksonville empfängt New Orleans (2-1). Die NFL ist halt kein Streichelzoo.

Am Weg nach unten

Weiterhin auf Talfahrt (alle 0-3) befinden sich Miami (16:17 @Cleveland [2-1]), Minnesota (23:26 vs. Detroit [3-0], das nach einer 20:0-Führung zur Halbzeit in der Overtime), Indianapolis (20:23 vs. Pittsburgh [2-1] nach der bisher besten Saisonleistung), Kansas City (17:20 @San Diego [2-1] nach der ebenfalls bisher besten Saisonleistung) und St. Louis (7:37 vs. Baltimore [2-1] nach der bisher schwächsten Saisonleistung). In der Vorwoche schrieb ich, die Chancen der Rams auf einen 0-7 Start seien intakt und das möchte ich hier nochmal unterstreichen. Nächste Woche gastiert Washington (2-1) im Edward Jones-Dome. Die Hoffnung lebt, denn die Skins verloren das Monday Night-Game gegen den Erzrivalen Dallas. Das Licht dieser Hoffnung erhellt das tiefe Loch in St. Louis nach dem traumatischen Ravens-Heimerlebnis nur notdürftig. Sam Bradford muss nun endlich den so oft herbeigeredeten, aber tatsächlich nie durchgeführten Schritt vorwärts machen, sonst droht er ein ewiges Talent zu bleiben.

Zahlen lügen nicht

Für die anderen 0-3-Teams gibt es noch weniger Hoffnung. In Minnesota vielleicht jene, dass Donovan McNabb wieder spielt wie vor Jahren mal (was er eben genau nicht tut) und man einen Vorsprung von drei Scores auch über die Ziellinie bringt (was genau nicht passiert). In Indianapolis die auf eine Wunderheilung von Peyton Manning, wobei die Sache gegen Pittsburgh erstmals heuer überraschend gut auch ohne Manning aussah. Die Chiefs und die Dolphins hoffen wohl nur mehr, dass die Saison möglichst schnell (an ihnen) vorüber geht. Vor allem für Miami (Woche 4 @San Diego) schaut es in der AFC East - mit den Jets, Bills und Patriots in Form - zappenduster aus. Kansas City hat wenigstens mit Denver noch ein faules Ei im AFC West-Nest liegen und darf an Ausrutscher der Raiders und Chargers zumindest glauben. Bleibt als großes Handicap: Sie müssen Spiele selbst auch gewinnen. Nächsten Sonntag kommen die Vikings ins Arrowhead Stadion. Es wird ein siegloses Team weniger geben. Außer man trennt sich Unentschieden. Mein Tipp.

Die Zahlen bei den Teams in Klammern, der Win-Loss-Record, denen muss man nach erst drei gespielten Runden doch noch keine Beachtung schenken, oder? Sollte man zumindest meinen. Dazu gibt es allerdings eine interessante Langzeitstatistik. Jene Teams, die nach drei Runden einen 3-0 Record aufweisen, die erreichen zu 75,9 Prozent die Playoffs, während die Playoff-Wahrscheinlichkeit bei jenen mit einem 0-3 Record nur mehr bei 2,8 Prozent liegt. Nehmen Sie daher sicherheitshalber heute schon Abschied von St. Louis, Minnesota, Kansas City, Indianapolis und Miami, denn statistisch betrachtet werden sie die Playoffs nicht mehr erreichen. Der Vollständigkeit halber erlebten bisher 54,9 Prozent der 2-1-Teams und 23,3 Prozent der 1-2-Teams eine Postseason.

Vorhersagen und Tatsachen

Ich lehne mich ja gerne aus dem Fenster. Buffalo (3-0) sei für New England (2-1) die größere Gefahr als San Diego. Das meinte ich in der Vorwoche. Zugegeben, ohne wirklich ganz fest daran auch geglaubt zu haben. Immerhin befragte mich das Kickoff-Magazin vor der Saison nach den Chancen Buffalos (Chefredakteur Dr. Manfred Schlitzer ist Österreichs einzig mir bekannter Bills-Fan), die ich doch ganz wo anders nach Woche 3 sah, als an der Spitze der Nahrungskette, wo sie nun aber mal stehen. Was mich durchaus freut, um das nur nicht falsch zu verstehen. Underdogs ganz oben, das ist ja fast immer eine schöne Sache.

Dabei lief für die Patriots eh alles nach Plan. Vorerst. Anfang des zweiten Quarters stand es nach drei Passing-Touchdowns von Tom Brady 21:0 für New England und das Spiel hätte man da schon voreilig als abgehakt betrachten können. Doch wie schon in der Vorwoche (gegen Oakland), kamen die Bills zurück. Sie pickten Brady, der später noch einen vierten Touchdown warf, vier Mal und rangen mit Quarterback Ryan Fitzpatrick (27/40, 369 Yards, 2TDs, 2INT) und dem fast schon chronisch unterschätzten Runningback Fred Jackson (161 Offensive Yards, ein Touchdown) als erstes Team heuer die Patriots mit 34:31 nieder. Bemerkenswert: Wes Welker egalisierte mit 16 Receptions in einem Spiel den bisherigen Klubrekord, stellte mit 217 Receiving Yards (!) einen neuen auf. Und das bei einer Niederlage!

Run DMC

Eine weitere, wenn auch kleinere Überraschung gab es im Black Hole der Raiders. Oakland (2-1) fügte den New York Jets (2-1) die ersten Saisonniederlage zu und das mit 34:24 sogar relativ deutlich. Mann der Stunde beim dreifachen Super Bowl-Champion ist Runningback Darren McFadden mit 178 Offensive Yards und zwei Touchdowns. Mit bisher 393 Rushing Yards führt er auf seiner Position auch die NFL-Statistik an. Falls Sie Fantasy-Football spielen, dann wird ihnen beim Draft sicher aufgefallen sein, dass die Herren Foster, Charles, Peterson und Johnson schnell vergeben waren, die jetzt entweder verletzt oder verhindert sind, bzw. nicht ganz halten, was ihr Name versprach. Sollten Sie sich dann für McFadden, McCoy, Jackson oder (über Schnellschalten) Tate entschieden haben, dann wünsche ich noch weiterhin viel Spaß beim Punkte sammeln.

Oakland und New England spielen am Sonntag auch zusammen die Hauptrollen auf PULS 4. Die Patriots gastieren bei den Raiders, PULS 4 zeigt das Spiel live ab 22:15. Meine Freude über den Sieg der Raiders und die Niederlage der Patriots in Woche 3 bringe ich hier deshalb unverhohlen zum Ausdruck, denn nichts besseres hätte diesem Matchup passieren können. Hier ist einiges offen. Zu beachten: Die bisher recht vernünftige Laufverteidigung New Englands (#10) wird McFadden auf die Probe stellen, ebenso Brady eine Herausforderung für die bislang schwache Passverteidigung der Raiders (#28) darstellt. Die Zeichen stehen (wie immer) auf einen Sieg der Patriots, so standen sie allerdings auch in der Vorwoche gegen Buffalo, eines von nun nur mehr drei Teams, welches noch ungeschlagen ist.

Oakland Raiders vs. New England Patriots
PULS 4, Sonntag, 02.10., 22:15 Uhr
Kommentatoren: Michael Eschlböck & Walter Reiterer

NFL-Ergebnisse Woche 3:

Buffalo Bills-New England Patriots34:31
Carolina Panthers-Jacksonville Jaguars16:10
Cleveland Browns-Miami Dolphins17:16
Philadelphia Eagles-New York Giants16:29
New Orleans Saints-Houston Texans40:33
Tennessee Titans-Denver Broncos17:14
Cincinnati Bengals-San Francisco 49ers8:13
Minnesota Vikings-Detroit Lions23:26
Tampa Bay Buccaneers-Atlanta Falcons13:16
Oakland Raiders-New York Jets34:24
St. Louis Rams-Baltimore Ravens7:37
San Diego Chargers-Kansas City Chiefs20:17
Chicago Bears-Green Bay Packers17:27
Seattle Seahawks-Arizona Cardinals13:10
Indianapolis Colts-Pittsburgh Steelers20:23
Dallas Cowboys-Washington Redskins18:16

Tabellen: siehe NFL.com