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Eine Apotheke ist auch eine Ausbildungsstätte für den Pharma-Nachwuchs.

Foto: AP/Michael Probst

Der Apotheker übt mehrere Berufe gleichzeitig aus. Zum einen macht er, was er studiert und gelernt hat. Er beschäftigt sich mit der Herstellung und dem Verkauf von Arzneien. Claudia Franz bestätigt das aus ihrem Berufsalltag als angestellte Apothekerin in Wien: "Wir mischen sehr viel selber. Präparate, die von Hautärzten verschrieben werden, aber auch Mittel aus alternativmedizinischen Lehren wie TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) werden in den Apotheken hergestellt." In größeren Apotheken kann die Eigenproduktion eine Arbeitskraft auslasten. 

Trend zur Beratung

Dafür hat der Apotheker ein aufwendiges Pharmaziestudium absolviert, ein Jahr lang als Aspirant in einer Apotheke gelernt und eine abschließende Prüfung gemeistert. Zusätzlich übt der öffentliche Apotheker - im Gegensatz zu seinen Berufskollegen in Krankenhausapotheken - des Öfteren noch die Funktion eines Gesundheits- oder Medikamentenberaters aus. Die dafür notwendige Geduld und Empathie lehrt der Arbeitsalltag mit Kundenkontakt. "Die Menschen wünschen sich immer mehr Beratung", erzählt Claudia Franz. "In der Sprechstunde beim Arzt bleibt für ein ausführliches Gespräch oft zu wenig Zeit. Gerade ältere Menschen stehen dann ratlos mit dem Rezept bei uns in der Apotheke und sind dankbar, wenn man sie aufklärt und informiert." 

Als Apothekenangestellte sieht Franz es als ihre Aufgabe seriös zu beraten, Wirkungsweisen und Arzneien zu beschreiben oder die Dosierung zu erläutern. "Wir sind für Kundengespräche und qualifizierte Beratung, vermehrt auch zu alternativen Heilmethoden auch da", sagt sie. Die Trennlinie zwischen Beratung und Diagnose dürfen die Apotheker dabei niemals überqueren. Denn Diagnosen zu stellen ist nur Ärzten erlaubt.
Zusatzangebote wie Blutdruck-, Cholesterin-, Blutzuckermessungen oder Gewichtskontrolle werden in Franz' Apotheke in Wien gut angenommen. "Einsame Menschen kommen auch einfach zum Reden, bei Stammkunden ist man manches Mal auch ein bisschen Seelsorger", erzählt die Apotheken-Angestellte. 

Apotheke als Sozialraum

Je nach Lage der Apotheke spielen auch Fragmente aus dem Berufsbild des Sozialarbeiters in das des Apothekers hinein. Viele betreuen Patienten, die mithilfe von Substituten wie Methadon von ihrer Drogenabhängigkeit geheilt werden sollen. Mit der kontrollierten Abgabe ist es für die meisten Apotheken-Beschäftigten nicht getan.

"Wir haben in unserer Apotheke eine relativ hohe Zahl von Substitutionspatienten. Darunter sind auch Mütter oder Familien mit kleinen Kindern. Die kommen jeden Tag, da lernt man sich notgedrungen gut kennen", berichtet Apothekerin Franz. "Wenn jemand ein paar Tage lang nicht kommt, kümmern wir uns, halten Rücksprache mit dem betreuenden Arzt. Wir versuchen die Patienten im Programm und bei der Stange zu halten und freuen uns über jeden, der den Ausstieg schafft. Aber leider sind das nur sehr wenige."

Apotheker als Ausbildner

Eine Apotheke ist auch eine Ausbildungsstätte für den Pharma-Nachwuchs. Die angestellten und betreibenden Apotheker sind damit sozusagen Lehrbeauftragte. Das Aspirantenjahr trennt - nebst der bestandenen Abschlussprüfung - den Pharmazie-Studenten von der Beschäftigung in einer Apotheke. Nach fünf Jahren im Volldienst ist der Jung-Apotheker dann befähigt, selbst eine Apotheke zu leiten. 

Außerdem bilden die Apotheken zum pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenten (PKA), der früher auch Apothekenhelfer genannt wurde, aus. PKAs sind hauptsächlich für kaufmännische Aufgaben wie Buchführung, Abrechnung, Preiskalkulation, Logistik, Kostenrechnung und Inventur zuständig. Sie dürfen aber auch Waren, die keine Medikamente sind, verkaufen. Alles in allem steckt hinter dem Apotheker-Abzeichen, das den weißen Arbeitskittel jedes ausgebildeten Apothekers ziert, ein breites Aufgabenspektrum, von dem man vieles erst im Berufsalltag lernt. (Gabriela Hartig, derStandard.at, 28.9.2011)