Tausendfüßer der Gattung Motyxia verbringen den Tag versteckt unter Laub. Erst in der Nacht kommen sie zur Futtersuche raus. Die Tiere sind sowohl zu Biolumineszenz  (Mitte) als auch zur Fluoreszenz (rechts) in der Lage.

Foto: Paul Marek

London/Cambridge - In einigen Bergregionen in Kalifornien leuchtet der Boden nachts. Dafür sind Tausende kleine Tausendfüßer verantwortlich, die in der Nacht aus dem Boden krabbeln und im Dunkeln grünlich schimmern. Mit dieser Illumination können die Tausendfüßer mögliche Feinde vor ihrem schlechten Geschmack warnen und abschrecken, berichten US-Zoologen in der Zeitschrift "Current Biology" (Bd. 21, Nr. 18).

Um den möglichen Nutzen der Biolumineszenz bei den Tausendfüßern Motyxia sequoiae zu klären, stellte Paul Marek von der Universität von Arizona in Tucson mit einer Form 300 kleine Tonmodelle der Tiere her. Die Hälfte dieser Nachbildungen behandelte er mit künstlicher Leuchtfarbe. Danach verteilte er die leuchtenden und nicht leuchtenden Modelle in zufälliger Verteilung entlang einer Linie in einem der Lebensräume der Tiere, dem Naturschutzgebiet Giant Sequoia National Monument in Kalifornien. Eine ähnliche Reihe erzeugte er aus lebenden, an einer Angelschnur festgebundenen Tieren, von denen die Hälfte mit einer leichten Farbschicht abgedunkelt worden war.

"Das reinste Gemetzel"

Am nächsten Morgen sah der Forscher das Ergebnis: "Es war das reinste Gemetzel. Wir waren sehr überrascht, wie hoch die Verlustrate durch Feinde war", berichtete Marek. Etwa ein Drittel aller Tausendfüßer und Tiermodelle war verschwunden, verletzt oder beschädigt. Dabei zeigten nicht leuchtende Tiere viermal so viele Spuren von Angriffen wie leuchtende. Auch die dunklen Ton-Modelle waren im Vergleich zu den leuchtenden Nachbildungen doppelt so oft angegriffen worden.

Damit sei klar, dass das grüne Leuchten der Tausendfüßer eine Warnfunktion für Feinde ist, erläuterte Marek. Dies sei der bisher einzige Fall, in dem Biolumineszenz im Tierreich nicht zur Kommunikation mit Artgenossen oder zur Anlockung von Beute, sondern als Warnung eingesetzt werde. Den Adressaten der Warnung konnte Marek anhand von Biss-Spuren identifizieren: Bei den nächtlichen Räubern handelte es sich um Grashüpfermäuse.

Die Fähigkeit zum Leuchten kommt unter den Tausendfüßern nur bei wenigen Arten der Gattung Motyxia vor, die wiederum nur in drei kalifornischen Bergregionen leben. Die chemischen Grundlagen müssen laut Marek noch erforscht werden. Dabei scheine ein Photoprotein eine Rolle zu spielen, ähnlich wie bei leuchtenden Quallen. (APA/red)