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Faymann 2008, noch als Verkehrsminister.

Foto: APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER

So oft auch die SPÖ behauptet, die Angriffe auf Kanzler Werner Faymann wegen der Inseratenkampagnen sind bloß ein Ablenkungsversuch von den Korruptionsaffären rund um Telekom & Co, ist es in Wahrheit umgekehrt:

Die noch so empörenden Beispiele von Schmiergeldzahlungen und unlauteren Provisionen rund um staatliche Aufträge sollten nicht davon ablenken, dass der ärgste Skandal unserer Zeit die Art und Weise ist, wie der einstige Kommunalpolitiker Werner Faymann im Jahr 2008 das politisch höchste Amt im Staate erklommen hat.

Schon bisher war bekannt, dass die Berichterstattung von Krone, Heute und Österreich entscheidend dazu beigetragen hat, dass im Sommer 2008 Faymann zuerst den parteiintern strauchelnden Alfred Gusenbauer als SPÖ-Chef abgelöst und dann im von der ÖVP sinnlos vom Zaun gebrochenen Wahlkampf Wilhelm Molterer geschlagen hat.

In der SPÖ waren Faymanns gute Kontakte zum Boulevard der entscheidende Grund, warum man den mäßig begabten Verkehrsminister als Alternative zum unbeliebten (und von der Krone täglich geprügelten) Gusenbauer wollte.

Und auch der Wahlkampf wurde durch Krone und Österreich mitentschieden: Nie zuvor hatte selbst Hans Dichand in einer Wahl so offensichtlich für eine Partei die Seite ergriffen.

Faymann war zwar auch ein guter Wahlkämpfer, aber den Boden dafür haben die Boulevardblätter bereitet.

Wie wir jetzt fast täglich erfahren, taten sie es nicht umsonst, sondern wurden mit Inseraten bezahlt, die Verkehrsminister Faymann bei ÖBB und Asfinag zumindest informell in Auftrag gab. Das kam zu den üblichen Jubelanzeigen der Ministerien noch dazu.

Was für Dichand wichtiger war, dieser Geldfluss oder die Unterwerfungsgeste in Sachen EU-Volksabstimmung durch den Faymann-Gusenbauer-Brief, das wissen wir nicht (und können Dichand auch nicht mehr fragen).

Aber während das letztere zumindest formal Ausdruck einer legitimen Meinung war,  waren die Inserate ein Beispiel ärgster politischer Korruption – und das auf Kosten der Steuerzahler.

Und die Konsequenzen sind nicht harmlos: Mit Faymann ist ein Politiker an der Spitze der Regierung, der weder das Format noch den intellektuellen Horizont besitzt, um eine moderne Industrienation zu führen.

Und die Anständigkeit, die Faymann durch seine freundliche Art ausstrahlt, ist verlogen, wie man an seinem (und seines Adlatus Josef Ostermayer) Umgang mit ihnen unterstellten Staatsbetrieben sieht.

Faymann versteht wenig von Wirtschaft, weder national noch europäisch. Das zeigt sich bei jeder seiner seltenen Wortmeldungen zum Thema. Dass mein Standard-Ex-Kollege Leo Szemeliker nun vom Pressesprecher zum Wirtschaftsberater mutierte, wird die ökonomische Kompetenz im Kabinett Faymann auch nicht erhöhen.

Und Faymann ist in der Schlüsselfrage Österreichs, der Europapolitik, eine Katastrophe: uninformiert, desinteressiert, und offen für populistische Einflüsterer. Österreich hat auf EU-Ebene nie so wenig gezählt wie heute.

Das Land hält einen solchen Kanzler schon aus, allein deshalb, weil Faymann mangels Richtlinienkompetenz ohnehin wenig zu sagen hat.

Der einzige mächtige Sozialdemokrat in der Regierung ist Sozialminister Rudolf Hundstorfer, der sein Amt dazu nützt, das Pensionssystem nicht zu reformieren. Aber auch da wäre ein Kanzler gut, der ihm ein wenig dreinredet.

Und Faymanns korrumpierter und korrumpierender Marsch an die Spitze ist für eine Demokratie einfach inakzeptabel.