Wien - Vor der Pause kommt er, der Regen, in dem Don Lockwood tanzend tiriliert, dass ihm die Sonne im Herzen scheint. Die titelgebende Szene des Hollywoodklassikers Singin' In The Rain mit Gene Kelly fällt in eine Kategorie mit Bogarts Abschied von Bergman oder der Begegnung von Marilyns Kleid mit einem Abluftstoß - man kennt sie, auch wenn man den dazugehörigen Film vielleicht noch nie gesehen hat.

Im Falle von Singin' In The Rain können etwaige Bildungslücken nun in den Wiener Kammerspielen geschlossen werden. Regisseur Werner Sobotka hält sich weitestgehend an die Vorlage. Die Änderungen beschränken sich primär auf bühnenbedingte Vorgaben und die von Ramesh Nair choreografierten Tanzeinlagen.

Man befindet sich in den Zwanzigerjahren, als sich Hosenbund und Krawatte in Brustbeinhöhe trafen (Kostüme: Elisabeth Gressel) und die laufenden Bilder das Sprechen lernten. Don Lockwood (Gaines Hall, topfit) und Lina Lamont (Jennifer Kossina als Blondinenwitz) sind das Glamourpaar der Stummfilmära, Linas schrille Stimme und Dons Gefühle für das Jungtalent Kathy Selden (Nina Weiß, quirlig) bedeuten in dieser Zeit des filmischen Umbruchs jedoch tüchtig Trouble.

Ansatzlos läuft die Inszenierung auf Vollgas. Die zahlreichen Szenenwechsel erfolgen effektiv und augenzwinkernd (Bühne: Amra Bergman-Buchbinder), eine Band sorgt unter der Leitung von Christian Frank für Dauerdruck. Das großteils für die Produktion gecastete Ensemble fährt Szenenapplaus um Szenenapplaus ein. Als einziges bekanntes Gesicht macht Ramesh Nair in der Rolle von Dons Sidekick Cosmo den Clown. Er kann allerdings bei allem Körpereinsatz nie ganz vergessen machen, dass man ihn eher als Handyvertreter kennt.

Das Highlight ist Don Lockwoods Besuch beim Sprachtrainer (Markus Simader, hochkomisch) mit einer mitreißenden Stepptanzeinlage von Hall und Nair. Der berühmte Tanz unter der Sprinkleranlage geht da später fast unter, wie sich bei all der Dauerbejuxung mit der Zeit auch eine leichte Taubheit einstellt. Für Musicalfreunde jedoch ein voller Erfolg. (Dorian Waller, DER STANDARD - Printausgabe, 24./25. September 2011)