Santiago de Chile - Am Rande von Protesten für ein besseres Bildungssystem ist es in Chile zu Ausschreitungen gekommen. Kurz vor Abschluss eines Protestmarsches zehntausender Menschen durch die Hauptstadt Santiago de Chile warfen kleine Gruppen vermummter Jugendlicher am Donnerstag (Ortszeit) Steine auf Polizisten und zündeten Reifen an. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein und nahm rund 50 Demonstranten fest.

In Chile demonstrieren Schüler, Studenten und Lehrkräfte bereits seit mehreren Monaten regelmäßig für Reformen im Bildungswesen. An dem Demonstrationszug in Richtung des Präsidentenpalasts nahmen am Donnerstag nach Angaben der Veranstalter etwa 150.000 Menschen teil. Die Gouverneurin Cecilia Perez sprach dagegen von 60.000 Demonstranten.

Der seit dem Sturz der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet (1973 bis 1990) kaum veränderte Zustand im Bildungswesen empöre viele Menschen, sagte die Studentenführerin Camila Vallejo der Nachrichtenagentur AFP. Zunehmend begriffen sie, dass die Krise in der Bildung "in Wirklichkeit eine Krise des unter der Diktatur installierten Modells" sei. Dieses "veraltete neoliberale Modell" habe zu viel sozialer Ungleichheit und wenig sozialem Verantwortungsgefühl geführt.

Zur hohen Teilnehmerzahl bei dem jüngsten Protest trug offenbar auch die nach wie vor starre Haltung des seit März 2010 regierenden rechten Staatschefs Sebastián Piñera bei. Gespräche zwischen seiner Regierung und den Studenten waren in der vergangenen Woche gescheitert. (APA)