Für viele Studenten in Wien gehört das Pendeln zum Uni-Alltag: Institute, Hörsäle und Seminarräume sind teilweise in ganz Wien verteilt und die Benutzung der "Öffis" ist für viele Studenten wichtig, um pünktlich zu der jeweiligen Lehrveranstaltung zu kommen. Für Studenten, die über 24 Jahre alt sind, ist das nun nicht mehr so leicht, weil nicht mehr so billig.

Appell an die ehemaligen Studentenvertreter

In diesem Zusammenhang lohnt es sich, den Wiener Bürgermeister, Michael Häupl, und seine Vize, Maria Vassilakou, näher zu betrachten. Nicht nur als Verantwortliche der Stadt Wien, sondern vor allem als ehemalige Studentenvertreter.

Beide waren vor einigen Jahren prominente Vertreter des VSSTÖ. Beide haben für studentische Rechte gekämpft. Nun aber, in der Welt der etwas größeren Politik angekommen, haben Sie offenbar ihre Haltung überdacht, beispielsweise im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs.

Seit kurzem wird die Familienbeihilfe nur noch bis zum vollendeten 24. Lebensjahr ausbezahlt. Aufgrund der derzeitigen Studienbedingungen ist für die meisten Studentinnen und Studenten ein Abschluss bis 24 aber nicht möglich. Wie die Verantwortlichen wissen, sind die Preise für Semestertickets an die Familienbeihilfe gekoppelt.

Koppelung an die Familienbeihilfe

Im Endergebnis zahlen nun Studenten für Semestertickets und obligatorische Monatskarten (Semesterticket umfasst ja nicht das ganze Semester) € 375,-/Jahr. Auch jene, deren Einkommen unter der Armutsgrenze liegt. Im Vergleich dazu: Tarif für Pensionisten: € 224,-. Auch für jene mit über € 2.000,- Pension.

Generationengerechtigkeit?

Da taucht doch mit dem Stichwort "Generationengerechtigkeit" die Frage auf: Warum lassen zwei Ex-Studentenvertreter das zu? Wo ist Ihr Kampfgeist für soziale Gerechtigkeit und studentische, umweltfreundliche Mobilität geblieben? Auf Wahlplakaten war davon einiges zu lesen. Man erinnere sich an grüne Forderungen nach dem € 100,- Jahresticket. Die Rhetorik stimmt also. Doch die immer wieder gestellte Frage in der Politik taucht auch hier auf: Ist vor der Wahl nach der Wahl? Oder wird hier wieder nur umgefallen?

Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass das grüne Mobilitätsbekenntnis und das Herz der Studentenvertreter die Unterzeichnung eines Koalitionsabkommens überlebt. (Leser-Kommentar, Martin Brenner, derStandard.at, 23.9.2011)