In der vergangenen Champions League scheiterte Neulengbach mit der Brasilianerin Monica (rechts) im Achtelfinale deutlich an Turbine Potsdam (0:16). Am Mittwoch wartet in Runde eins Almaty auf die Meisterinnen aus Niederösterreich.

Foto: SV Neulengbach

Standard: Neulengbach steigt am Mittwoch in die Champions League ein. Mit welchen Erwartungen?

Uhlig: Die erste Runde wird sehr unbequem, weil wir nach Kasachstan, nach Almaty fliegen. Duisburg hat letztes Jahr gegen diese Mannschaft gespielt, da habe ich mit der Trainerin gesprochen. Die Unterkünfte und die Trainingsbedingungen sind relativ schlecht, das Essen ist auch nicht besonders, überhaupt für unsere verwöhnten Leute. Und es kostet sehr viel, das reißt uns ein Loch, weil Frauenfußball ja finanziell nicht so gut ausgestattet ist.

Standard: Aber prinzipiell ist es doch gut, dabei zu sein?

Uhlig: Natürlich ist das super, es ist ein Anreiz für die Spielerinnen, das macht Spaß. Das Ziel ist der Aufstieg, dann haben wir in der zweiten Runde wohl Malmö, und die Schwedinnen sind noch eine größere Herausforderung.

Standard: Hat sich durch die WM etwas getan, ist das Interesse am Frauenfußball gestiegen?

Uhlig: Die Aufbruchstimmung ist schon bemerkbar, parallel hat ja der Fußballbund ein Frauenfußball-Zentrum in St. Pölten eröffnet. Es geht etwas weiter, weil viele Spielerinnen zu uns kommen und professionell arbeiten wollen.

Standard: Hat die WM auch Ihnen neue Blickwinkel eröffnet?

Uhlig: Im Frauenfußball geht irrsinnig viel weiter, speziell wenn man sich die Detailparameter ansieht. Athletisch werden die Mädchen immer besser, Japan ist ein Vorzeigebeispiel. Auch die USA oder Deutschland sind da hervorragend, gepaart mit technisch-taktischer Qualität. Die neue Macht kommt aber aus Asien, neben Japan aus China, Nord- und Südkorea.

Standard: Dennoch haben Sie angeregt, Frauen- und Männerfußball nicht weiter auf einer Ebene zu führen. Ist das nicht ein seltsamer Ansatz für einen Frauentrainer?

Uhlig: Oft werden solche Statements aus dem Zusammenhang gerissen. Die Emanzipation des Frauenfußballs gegenüber dem Männerfußball ist natürlich positiv, aber wir wissen aus Untersuchungen, dass für den Männerfußball bei der derzeitigen athletischen Entwicklung die Spielfelder zu klein werden. Für Nationen, die im Frauenfußball athletisch noch nicht so weit sind, ist aber etwa ein Feld, das 100 mal 75 Meter misst, einfach noch ein bisschen zu groß. Aus diesen Gründen wäre für Frauen ein 85 mal 55 oder 60 Meter großes Feld besser. In den finalen Phasen des Spieles können die Mädchen zum Beispiel wegen des Kraftverlustes den finalen Pass von der Flügelzone nicht mehr ins Feld bringen. Aus Modellsicht wäre es ideal, kleinere Spielfelder zu nehmen. Aber ich bin kein Wahnsinniger und verlange, dass jetzt alle Felder zusammengeschnitten werden, das geht schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht.

Standard: Die Vienna stellt Mädchenteams auf. Als erster Bundesligist in Wien. Sollten Frauen- und Mädchenmannschaften wie die Nachwuchsarbeit eine Bedingung für die Ligazugehörigkeit sein?

Uhlig: Wenn die großen Klubs wie die Austria oder Rapid clever sind, dann machen sie sofort Frauenmannschaften oder suchen sich einen Partnerklub. Neulengbach könnte ohne weiteres das Rapid-Team im Frauenfußball sein. Ich glaub, der Herr Stefan Ebner von Rapid wohnt sogar in Neulengbach. Vielleicht springen die ja auf diesen Zug auf. Die Klubs könnten mehr Subventionen bekommen, und die Mädchen strömen dorthin, weil sie in einem Superteam spielen wollen. Ich würde das schon längst machen, bin aber kein Funktionär.

Standard: Könnte das nicht den eingesessenen Klubs schaden?

Uhlig: Wenn man ehrlich ist, interessiert der Frauenfußball jetzt ohnehin keinen. Das klingt brutal, aber wir werden in einem Heimspiel der Champions League vielleicht 1000 Zuseher haben. In der Meisterschaft sind es 52, da sind Tante, Onkel, Mutter, Vater, Schwester, Bruder dabei. Es interessiert ja auch die Medien nicht.

Standard: Wir wirkt sich das in der täglichen Arbeit negativ aus?

Uhlig: Ich bin beim Spitzenklub, kann das aber nur nebenberuflich machen, weil selbst dort professionelle Arbeit im Sinne hauptamtlicher Trainer unmöglich ist. Die Bedingungen sind sehr gut, wir trainieren drei- bis viermal die Woche, aber mir ist schon klar, dass das weit von Klubs wie Potsdam, Duisburg, Lyon oder Arsenal entfernt ist. Die haben zwei, drei hauptamtliche Trainer. Das ist ein ganz anderes Geschäft. (DER STANDARD Printausgabe; 23. September 2011)