Wien - Immer mehr Kinder werden von ihren Eltern auf die Reise geschickt, um in Österreich Asyl zu beantragen. In den ersten acht Monaten des Jahres 2011 wurden 36 Anträge von Unter-14-Jährigen eingebracht. Das sind mehr als im gesamten Jahr 2010, wo es 34 solcher Ansuchen gab. Anträge von Unter-18-Jährigen gab es zwischen Anfang Jänner und Ende August 632. Der mit Abstand größter Teil dieser jungen Asylwerber kommt aus Afghanistan.

Die "asylkoordination" führt diese Entwicklung darauf zurück, dass die österreichischen Behörden vermehrt versucht hätten, das von den Antragstellern angegebene Alter nach oben zu korrigieren, um den Jugendlichen die durch internationale Abkommen garantierten Vorteile nicht gewähren zu müssen. Dazu werden mit verschiedenen medizinischen Methoden - unter anderem Handwurzelröntgen - "Altersfeststellungen" durchgeführt.

"Wenn teilweise 16- und 17-jährige für volljährig erklärt werden, dann sind die Familien eben gezwungen, die jüngeren Geschwister zu schicken," meint Heinz Fronek, Spezialist für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei der "asylkoordination".

Mehr Jugendliche

Als zweiten europaweiten Trend ortet er die steigenden Zahlen jugendlicher Flüchtlinge. In der Erstaufnahmestelle Traiskirchen wurde nach Angaben der "asylkoordination" gestern mit 194 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Höchststand erreicht. Insgesamt befinden sich zurzeit 765 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Grundversorgung. Damit werden die Kapazitäten der für Minderjährige geeigneten Einrichtungen (zurzeit 490 Plätze) deutlich überschritten, klagt Fronek. (APA)