Blickt man vom Schweizergarten aus auf das neue "21er Haus", könnte man fast glauben, die Zeit wäre um 50 Jahre zurückgedreht worden. So lange ist es nun her, dass man das von Karl Schwanzer geplante Gebäude von der damaligen Expo 58 in Brüssel nach Wien brachte, um darin moderne und zeitgenössische Österreichische Kunst auszustellen.

Eine Ansichtssache des Wiener Fotografen Michael Hierner / www.hierner.info

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Wie einschneidend der in den letzten Jahren erfolgte Umbau von Adolf Krischanitz nun aber wirklich ist, zeigt sich bei Betrachtung der Vorderseite des Gebäudes: Kreativ wurde der Raum erweitert, um die Nutzfläche zu maximieren. Am auffälligsten ist hierbei die Vergrößerung des "Burggrabens", welcher nun als Skulpturengarten und Freiraum für das Kaffee-Restaurant fungiert.

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Ursprünglich waren als möglicher Aufstellungsort auch der Karlsplatz sowie ein zum Stadtpark gewandtes Grundstück des Eislaufvereins im Gespräch. Letztendlich wurde der Schweizergarten aufgrund seiner Grünlage ausgewählt. Hier die Eingangssituation - von außen und innen betrachtet.

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Im Eingangsraum befindet sich eine der wenigen übernommenen Reliquien der Vergangenheit: die originale Uhr. Bei einigen Besuchern brachte sie bereits Erinnerungen an die 60er und 70er-Jahre zurück und sorgte so für melancholische Momente.

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Betritt man den Ausstellungsraum, so fällt einem vor allem die Licht-Dramaturgie auf, die dem vollkommen symmetrischen Raum eine noch größere Wirkung verleiht.

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Auch die Fläche im oberen Bereich ist durch eine neutrale und ruhige Atmosphäre geprägt. Obwohl das Gebäude bis auf die tragenden Stahlteile komplett entkernt war, atmet man nun trotzdem förmlich die Luft der 60er-Jahre.

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Ohne ausgestellte Kunstwerke wirkt der Raum fast sakral und erinnert an eine Kirche.

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Leider wurde die Freitreppe - die ursprünglich beide Etagen miteinander verband - aufgrund der Feuerschutzbestimmungen entfernt. Im Falle eines Brandes fällt nun ein feuerfester Vorhang von der Decke und trennt Ober- und Untergeschoß voneinander.

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Während die Stahlträger des Gebäudes erhalten blieben, mussten die Glasflächen an die modernen Bauvorschriften angeglichen und somit komplett erneuert werden.

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Dabei galt es auch ein besonderes Problem zu lösen: Das ursprünglich mit Draht durchzogene Glas des Atriums musste durch ein dickeres, feuerfestes ersetzt werden. Um trotzdem visuell ident auszusehen, wurden die dünnen schwarzen Linien kurzerhand einfach daraufgedruckt.

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Ein großes Ziel beim Umbau war die Schaffung neuer Räume. Einer davon ist das Kaffee-Restaurant und ein Kinder-Atelier.

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Dieser Raum ist verbunden mit der neuen Außenfläche (links oben). Auch die Toiletten (rechts oben) entsprechen nun den Anforderungen eines modernen Museumsbetriebs.
Ein besonderes Highlight ist der originalgetreu renovierte Kinoraum (links unten). Im zweiten Untergeschoß befindet sich nun außerdem die Artothek (rechts unten), welche nun nach über einem Jahrhundert (!) einen Beschluss des Kunstrates aus dem Jahre 1899 umsetzt.

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Auch die Außenflächen sollen wieder bespielt werden. Bereits jetzt steht hier eine Skulptur von Lois Weinberger.

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Die größte Veränderung stellt jedoch der Turm an der Südseite dar. Das sechsstöckige Mini-Hochhaus wird vor allem als Büro verwendet und soll bis November vollendet sein.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Vom Dach des Gebäudes hat man übrigens einen spektakulären Blick über die Baustelle des Hauptbahnhofes, bei dem rechts schon die ersten Elemente des zackigen Bahnhofsdaches sichtbar sind.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Ebenfalls vom Turm aus betrachtet sieht man die Ausstellungshalle des Museums aus einer Perspektive, die noch die ursprüngliche Idee der "Schwebenden Halle" zeigt. Als Pavillon zur Expo 1958 wurde das gesamte Gebäude auf vier 80x80 cm dicken Stahlträgern "aufgehängt". Noch immer hängt die gesamte Last auf diesen inzwischen jedoch verstärkten Stahlträgern. Leider ist dieser Schwebezustand nun nur noch aus dem Blick vom Schweizergarten sichtbar.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Zum Abschluss noch ein paar Impressionen: Die größtenteils liebevoll erhaltenen Details erzeugen tatsächlich sehr authentisch das Flair der 60er Jahre. Dass die Zeit jedoch nicht stehen geblieben ist zeigt unter anderem auch der neue Name des Gebäudes: Aus dem 20er-Haus wurde nun das 21er-Haus.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Ob das Gebäude, in dem einst sogar die Kapsel der Apollorakete ausgestellt wurde, auch diesmal von den Wienern angenommen wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass das 21er-Haus nicht nur ein Ort "trockener" Kunst, sondern auch lebendiger neuer Künstler wird! (Michael Hierner / www.hierner.info, derStandard.at, 22. September 2011)

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