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Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: Laufen muss die Birne schon, wenn Du nutzt das Mikrophon!

Foto: APA/AP/Knosowski

Wiener Neustadt - Nikon Jevtic, der sich "El Maestro" nennt und von Trainer Peter Stöger trotzdem beharrlich "Nikon" gerufen wird, soll am Donnerstag fast geweint haben. Bundesligist SC Wiener Neustadt hat dem 18-jährigen serbisch-britischen Doppelstaatsbürger mitgeteilt, dass er mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt ist. Klubmanager Alexander Gruber: "Wir mussten und wollten so handeln."

Jevtic hatte einen rund dreiminütigen Clip auf Youtube gestellt, er rappte einen unsäglichen Song. Es war eine Abrechnung mit der US-Talkmasterin Chelsea Handler, die das serbische Volk als "Schande" und "Enttäuschung" bezeichnete, weil das Belgrader Publikum die mittlerweile verstorbene Sängerin Amy Winehouse bei einem Konzert ausbuhte. Winehouse war damals ziemlich betrunken. El Maestro textete: "Hündin, komm nach Belgrad, Gruppensex" und beschimpfte Handler als "jüdische Hure".

Das Video wurde Wiener Neustadt zugetragen. Gruber: "Es ist auch nicht mit jugendlichem Leichtsinn zu entschuldigen. Aber er weiß, dass er einen großen Fehler gemacht hat." Jevtic gilt als großes Talent, er spielt im offensiven Mittelfeld, stand kurz vor seinem ersten Einsatz in der Kampfmannschaft. Er begann seine Karriere bei der Austria, wechselte noch als Kind zu Valencia und Schalke, kehrte zur Austria zurück, wurde im Juni an Wiener Neustadt abgegeben. Stöger beschreibt ihn als "eher ruhigen, unauffälligen Typen. Ich würde ihn nicht ins radikale Eck stellen."

Es sei, so der Trainer, ein sehr bedauerliches gesellschaftliches Phänomen, "dass die Hemmschwelle nicht zuletzt durch das Internet immer tiefer sinkt. Und die Dummheit wächst." Die Freistellung sei die einzig richtige Maßnahme gewesen. "Man muss alles genau prüfen und dann eine endgültige Entscheidung fällen." Es grenze fast an Skurrilität, dass "das harmlose Wiener Neustadt betroffen ist. Die Liga bemüht sich, keine Randale, keinen Extremismus und keine Beschimpfungen zuzulassen, bei uns klappt das. Und dann passiert so was."

Mögliche Konsequenzen

Auch Gruber möchte zuwarten. Eine Begnadigung, aber auch Konsequenzen wie eine Kündigung oder eine fristlose Entlassung, seien denkbar. Die Bundesliga kann laut Vorstand Georg Pangl nicht eingreifen. "Uns fehlt die Rechtsgrundlage, er hat diese Äußerungen als Privatperson außerhalb des Stadions, des Trainings und außerhalb des Vereins getätigt."

Peter Stöger bereitet derweil die Mannschaft auf das Heimspiel am Samstag gegen Ried vor. Im Stadion wird es ruhig sein. "Das ist typisch für Wiener Neustadt." (DER STANDARD Printausgabe; 23. September 2011)