Mit einer Gesamtkapazität von 80 Megawatt wird das Solarkraftwerk Ohotnikovo das größte in Mittel- und Osteuropa

Foto: Activ Solar

2389 Stunden im Jahr scheint in Simferopol, der Hauptstadt der ukrainischen Halbinsel Krim, durchschnittlich die Sonne. Nicht nur sonnenhungrige Urlauber zieht es daher auf die Krim, sondern seit kurzem auch Investoren, die die Sonne als Energiequelle anzapfen wollen. In Ohotnikovo, im Westen der Halbinsel, entsteht derzeit eines der größten Solarkraftwerke der Welt.

Erbaut wird der Solarpark Ohotnikovo, der über eine Fläche von 160 Hektar und eine Gesamtkapazität von 80 Megawatt verfügen wird, von der Firma Activ Solar, die ihren Sitz in Wien hat. Soeben wurde die dritte von vier Ausbaustufen mit einer Kapazität von 20 MW fertiggestellt. Dank der 90.000 installierten Module können 5000 Haushalte mit Strom versorgt und 20.000 Tonnen an Kohlendioxidemissionen eingespart werden.

Auf der Krim gibt es laut Kaveh Ertefai, Gründer und Gesellschafter von Activ Solar, einen enormen Energiebedarf. Die Halbinsel bezieht 90 Prozent ihres Stroms vom Festland.

Abhängig von Russland

Wie die Gaskrisen der Jahre 2006, 2008 und 2009 gezeigt haben, ist die Ukraine von Öl und Gas aus Russland abhängig. Mehr als die Hälfte des ukrainischen Energiebedarfs werden mit Importen von fossilen Energieträgern aus Russland gedeckt.Nicht erst seit dem Preisanstieg von Öl und Gas und den Atomkatastrophen in den Kernkraftwerken in Tschernobyl und Fukushima versucht die Ukraine, sich aus dem energiepolitischen Zangengriff zu befreien.

Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern soll reduziert und Alternativen gefördert werden. In der ukrainischen Energiestrategie bis 2030 ist ein Anteil an erneuerbaren Energien von 17,5 Prozent vorgesehen. Derzeit steuern alternative Energieträger nur drei Prozent zur Gesamtproduktion bei.

Um private Investitionen anzulocken, trat 2009 das erste Gesetz zur Förderung der Nutzung alternativer Energiequellen in Kraft, das die Einführung eines speziellen Einspeisetarifs vorsieht. Der Grüne Tarif der Ukraine ist einer der großzügigsten. So beträgt der Mindestsatz laut Berechnungen der GTAI (Germany Trade & Invest) für Solarenergie 46 Eurocent pro kWh.

Dieser Tarif wird jedoch in drei Schritten, 2015, 2020 und 2025 nach unten revidiert werden. "Gemäß den gesetzlichen Regelungen wird der Einspeisetarif für Anlagen, die 2014 oder später an das Netz angeschlossen werden, schrittweise reduziert. Wir erwarten, dass die Kosten für Finanzierungen und Komponenten in einem ähnlichen Rahmen sinken werden" , sagt Ertefai.

Dass der attraktive Tarif Einsparungen der ukrainischen Regierung zum Opfer fallen könnte, glaubt der Activ-Solar-Chef nicht: "Der Grüne Tarif wird aufgrund seiner strategischen und ökonomischen Bedeutung für die Ukraine bestehen bleiben." Zuversichtlich stimmt Ertefai, dass der Tarif 2009 mit großer Mehrheit beschlossen wurde und bereits zwei sehr unterschiedliche Regierungen überdauert hat.

Activ Solar gehört zu den wenigen Unternehmen, die bisher in den Genuss des Grünen Tarifs gekommen sind. Laut ukrainischen Medien soll das Naheverhältnis von Activ Solar zu ukrainischen Entscheidungsträgern dabei keine unwesentliche Rolle gespielt haben. Erster Vizepremier Andrej Klujew und sein Bruder Sergej, Abgeordneter der regierenden Partei der Regionen, halten Anteile an Activ Solar. Ertefai ist zudem der Schwiegersohn von Sergej Klujew.

"Wir erhalten keinerlei Vorzugsbehandlung" , sagt Ertefai und weist darauf hin, dass keiner der Aktionäre eine kontrollierende Mehrheit hält. 50 Prozent der Anteile an Activ Solar besitzen Investoren aus Österreich und dem EU-Raum.  (Verena Diethelm, DER STANDARD Printausgabe, 22.9.2011)