Otto Zitkos raumsprengende Linienführungen aus dem Arnolfini in Bristol wird für die Ausstellung in der Wiener Galerie Krobath von der dritten auf die zweite Dimension reduziert.

Foto: Lisa Rastl

Wien - Es ist eine schöne Geschichte, mit der Tom Trevor, der Direktor des Arnolfini in Bristol, seinen Essay über Otto Zitko (geb. 1959 in Linz) beginnt: Als kleiner Junge mehr daran interessiert, mit seiner Handschrift über die Zeilen hinauszugehen, hätte er das exaktere Zeichnen als Jugendlicher dann doch auch durch das Kopieren von Dürer, Rembrandt und Tintoretto geübt. Erst nach dieser einschränkenden Praxis ist der Künstler später wieder über die Zeilen und Blätter hinaus in den dreidimensionalen Raum vorgedrungen, in den er seitdem unermüdlich mit seinen die Raumordnung irritierenden, in sich verschlungenen Linien interveniert.

Nach Ausstellungen im Hamburger Bahnhof und im Premium Point Bukarest (2009) zeigte Otto Zitko seine Arbeiten gemeinsam mit Louise Bourgeois im Arnolfini in Bristol (2010). Alle drei Ausstellungen dokumentiert die jüngst erschienen Publikation Me, Myself and I. Sein Eingriff im Arnolfini ist nun in konzentrierter Form in der Galerie Krobath zu sehen.

Dass man seine Wandzeichnungen nicht von ungefähr mit gedankenlosen Kritzeleien assoziiert, zeigt in der Wiener Präsentation eine Reihe kleinformatiger Bilder, die dem Künstler als Farbstudien dienten. Sie geben Einblick in den Entstehungsprozess seiner Arbeit, für die Zitko einmal mehr die Farbnuancen von Kugelschreiber und Tinte ausprobiert hat.

Neben der exakten Bezeichnung der Farbe hat er am unteren Bildrand der quadratischen Leinwände auch eine Telefonnummer notiert. Eine zusätzliche Ziffernfolge, die man auch als Kokettieren des Künstlers mit der Assoziation "Post-it" interpretieren kann. Immerhin gehen den Arbeiten von Otto Zitko Wochen der Vorbereitung und Recherche voraus. Diese betreffen die Architektur des spezifischen Ortes, Licht, Einbauten und alle anderen spezifischen Merkmale, die er bei seinen Interventionen berücksichtigen muss.

Zwei großformatige Bildtafeln repräsentieren die Raumzeichnung im Arnolfini in Bristol: "Sie stellen nicht die Installation an sich dar", schreibt Jan Avigkos über diese Tafeln, "sondern filtern die polarisierte Erfahrung heraus, die für Zitkos Installationen charakteristisch ist."

Damit wird in der Galerie Krobath der Schwerpunkt auf den malerischen Ansatz gelegt und weniger auf den spezifischen Raum, für die er die Arbeiten konzipiert hat. Ihre raumsprengende Wirkung büßen die Bilder allerdings auch in der Zweidimensionalität keineswegs ein - schließlich kann man auch in der Galerie noch erahnen, dass der Künstler in Bristol ein Haus mit drei Stockwerken "überschrieben" hat.

Zitkos jüngster ortspezifischer "Streich" ist derzeit übrigens in Wien, im Rahmen des Museums der Wünsche (bis 8. 1.) in den Hofstallungen des Mumok zu sehen.  (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 22.9.2011)