Bild nicht mehr verfügbar.

Die Situation inner- und außerhalb des Auffangzentrums auf Lampedusa ist angespannt.

Foto: Reuters
Foto:

Rom - Nach einem Brand im Flüchtlingslager Lampedusas ist die Lage auf der Mittelmeerinsel gespannt. 200 tunesische Migranten, die im abgebrannten Auffanglager untergebracht waren, wurden mit Flugzeugen der italienischen Luftwaffe nach Sizilien geflogen. Weitere 1.000 Tunesier verbrachten die Nacht im Freien im kommunalen Stadion Lampedusas. Weitere 100 Flüchtlinge, darunter 20 Frauen, übernachteten in einem Teil des fast vollständig zerstörten Auffanglagers, in dem vor dem Brand circa 1.300 Menschen untergebracht waren.

Hunderte Immigranten protestierten unweit des Hafens gegen ihre Abschiebung. Eine Gruppe von Migranten stahl aus einem Restaurant einige Gasflaschen und drohte, sich in die Luft zu sprengen, wie italienische Medien am Mittwoch berichteten. Die Polizei schritt ein, dabei wurden mehrere Demonstranten verletzt.

Bewohner der Insel begannen, Migranten mit Steinen zu attackieren. Auch ein TV-Team der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt RAI wurde von Bewohnern der Insel angegriffen. Weitere Zusammenstöße erfolgten unweit des abgebrannten Auffanglagers, in dem sich immer noch rund 100 Migranten befinden.

Die Justizbehörden leiteten eine Untersuchung ein. Es bestünden keine Zweifel, dass der Brand gelegt wurde, als Zeichen des Protests gegen den Umgang Italiens mit den Migranten. 

Bürgermeister lästert über Flüchtlinge

Der Bürgermeister Lampedusas, Bernardino De Rubeis, zeigte sich besorgt über die öffentliche Sicherheit auf der Mittelmeerinsel zwischen Sizilien und Tunesien. Er appellierte an die italienische Regierung, alle Migranten von Lampedusa wegzubringen. Flüchtlinge, die auf der Insel landen, sollten auf Schiffen untergebracht werden. De Rubeis behauptete, dass sich unter den Migranten "mehrere Kriminelle" befinden würden.

"Wir wollen keinen einzigen Tunesier mehr auf unserer Insel. Lampedusa ist kein Alcatraz", mahnte der Bürgermeister. Ein TV-Team der Fernsehgruppe Sky, das Migranten auf der Flucht filmte, wurde von einem Tunesier angegriffen. Ein Journalist wurde verletzt.

Lager überbelegt

Ein Großteil des Auffanglagers wurde von den Flammen zerstört. Der Brand sei "die Folge der durch das lange Festhalten der Migranten ausgelösten wachsenden Spannungen" zwischen den Flüchtlingen, sagte eine Sprecherin der italienischen UNHCR-Vertretung, Laura Boldrini. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR habe die italienischen Behörden mehrmals auf das Problem der Überbelegung des Lagers auf Lampedusa angesprochen und verlangt, dass die Insassen in Unterkünfte im Rest des Landes verlegt würden.

Medienberichten zufolge seien an drei verschiedenen Stellen Feuer gelegt worden. Einerseits hätten sich Flammen in der Küche und im Lebensmittellager entwickelt, andererseits in den Schlaflagern selbst. Dunkle Rauchwolken seien aufgestiegen, berichteten Medien. Einige Migranten mussten behandelt werden, nachdem sie den dichten Rauch eingeatmet hatten, ihr Zustand sei jedoch nicht besorgniserregend. Es ist das zweite größere Feuer innerhalb von zwei Jahren. Erst im Februar 2009 hatten Flammen große Teile des Lagers zerstört.

Rund 800 Tunesiern gelang während des Brands die Flucht, heißt es.  Etwa 400 von ihnen wurden unweit des Hafens festgenommen.

Weitere Flüchtlinge kommen an

Inzwischen reißt die Flüchtlingswelle in Richtung Süditalien nicht ab. 149 Migranten, darunter 40 Kinder, erreichten in der Nacht auf Mittwoch die Küsten Kalabriens an Bord eines alten Bootes. Drei Migranten wurden zu Kontrollen ins Spital eingeliefert. Sie berichteten, sie seien von den türkischen Küsten abgefahren. Die meisten sind Kurden türkischer Staatsangehörigkeit.

Laut dem britischen "Telegraph" haben seit Jahresbeginn rund 48.000 Flüchtlinge die süditalienischen Küsten erreicht. (APA)