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Wien - Bei der Herbsttagung von Währungsfonds und Weltbank wird nach Worten von Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ) die von der neuen IWF-Chefin Christine Lagarde errechnete riesige Kapitallücke der Banken Thema sein. Auch in Österreichs Banken sei keine optimale Kapitalausstattung gegeben, befand Schieder. "Nicht umsonst gibt es extreme Schweißausbrüche vor jedem Stresstest", sagte der Staatssekretär Dienstagabend bei einer Diskussion in Wien.

Bei Hypo Alpe Adria und Kommunalkredit, die beide verstaatlicht werden mussten, wäre es besser gewesen, sie hätten mehr Eigenkapital gehabt. In der ÖVAG sei man jetzt mühsam am Aufbau. Und selbst die anderen Banken, die sich aktuell mit Rückzahlungsplänen trugen, seien nicht so ausgestattet, dass sie sich ganz locker von staatlichem Eigenkapital trennen und das Geld durch eigenes ersetzen können.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, kann momentan nicht viele Kapitalgeber für diese Industrie erkennen. "Zur Zeit gibt es kein Kapital für Banken, auch wenn sich die IWF-Chefin Lagarde das wünscht". Er kann auch Lagardes Argumentation nicht folgen: Warum solle ein Staat Banken Geld dafür geben, dass Banken die Pleite eines Staates aushalten? Bruckbauer erkennt auch keinen unmittelbaren Zusammenhang von Eigenkapitalquoten und der Krise. "Die Banken, die pleitegegangen sind, taten dies aus anderen Gründen". Sicherer werde die Welt sicher nicht durch Basel III.

Basel III ist Herausforderung für Kreditgeschäft

Der Bankenexperte Franz Hahn vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) warnte vor negativen Effekten der Banken-Unterkapitalisierung auf die Kreditvergabe. Einen von mehreren Lösungsansätzen sieht er in Fusionen. In den letzten 20 Jahren seien schon 400 Banken fusioniert worden, jetzt gebe es noch 800. Er glaubt, dass Basel III die Strukturbereinigung beschleunigen wird. "Der Bankensektor hat das Problem wie der Stahlsektor der 60er und 70er Jahre, er ist hochgradig strukturschwach". Die Krise habe die Schwächen offengelegt. Gesamtwirtschaftlich gefährlich würde es, wenn Banken nun ihre Bilanzsummen verkürzten, um schärfere Mindesterfordernisse zu erfüllen.

In einer Podiumsdiskussion des aws (austria wirtschaftsservice) ging es Dienstagabend um eine drohende Kreditverknappung bzw. Verteuerung durch die neuen Kapitalvorschriften (Basel III). Bruckbauer meint, dass die strengeren Kapitalvorschriften die Kredite um 20 bis 30 Basispunkte teurer machen dürften. "Die Eigenkapitalkosten sind in der Kreditkalkulation nicht die ganz große Position." Was drohe, sei eine Mengenbeschränkung gerade bei Klein- und Mittelbetrieben. Davor warnte in einer Studie auch das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Das Kosten-Moment (Risiko-Bepreisung) hingegen sei volkswirtschaftlich sogar erwünscht.

Echt "giftig" seien für die Kreditgabe aber die neuen Liquiditätspuffer, glaubt Bruckbauer. Banken würden dann wohl keine Kredite mehr geben für länger als ein Jahr, "außer wir finden Sparer, die sich mehr als fünf Jahre binden." Er hofft auch, dass die Banken weiter in der Staatsfinanzierung bleiben.

Schieder und der ÖVP-Finanzausschussvorsitzende Günter Stummvoll raten Klein- und Mittelbetrieben, neben der Kreditfinanzierung auch die Börse und Kapitalmarktinstrumente stärker zu nutzen - aber auch Kleinstkredite. Gastgeber aws-Chef Johann Moser bewarb das Instrumentarium von Haftungen und Garantien, das für Finanzierungen bereitstünde. "Basel III kann kommen." (APA)