Will "Rückenwind fürs Radfahren schaffen": Martin Blum

Foto: VCÖ

Wien - Der Chef-Radler ist gefunden: Martin Blum wird Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien, teilte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou am Dienstag mit. Blum wird sein Amt am 1. November antreten. Außerdem werden ihm zwei Mitarbeiter an die Seite gestellt: die ehemalige ÖVP-Bezirksvorsteherin in der Wieden Susanne Reichard und Peter Eschberg, der in den vergangenen Jahren für die Wiener Grünen die Radrettung organisierte.

Der 35 Jahre alte Blum war bisher beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) tätig und hat dort den Bereich Verkehrspolitik aufgebaut. Als Radverkehrsbeauftragter wird er künftig Öffentlichkeitsarbeit für den Radverkehr betreiben, als Anlaufstelle für alle Radfahrorganisationen dienen oder Events zum Thema organisieren.

Ideen und Konzepte

Auch die Sammlung und Entwicklung von Ideen und Konzepten zur Erhöhung und Verbesserung des Radverkehrs gehören zu seinem Job. Zudem wird er als Schnittstelle zwischen den Bürgern, den Radfahrorganisationen und dem Magistrat fungieren. Auch soll er Partnerschaften mit Unternehmen, Bildungs- sowie Kultureinrichtungen aufbauen. Insgesamt haben sich mehr als 440 Personen für den Posten als Radverkehrsbeauftragten der Stadt Wien beworben. Martin Blum war überrascht über die Jobzusage, wie er versicherte: "Gerechnet habe ich nicht damit." Er habe sich für die Stelle beworben, da ihm der Radverkehr in Wien "ein großes Anliegen" sei. Er will nun "Rückenwind für's Radfahren schaffen" und die Wiener für das Radfahren begeistern, erklärte er.

"Mir macht Radfahren einfach Freude", versicherte der künftige städtische Chef-Radler. Diese Freude wolle er weitergeben. Es gehe darum, dem Radverkehr die nötige Aufmerksamkeit zu widmen, doch dabei nicht die anderen Verkehrsteilnehmer aus den Augen zu verlieren. In seiner neuen Funktion soll Blum mit seinem Team den Ausbau des Radverkehrs in den kommenden Jahren vorantreiben. Die rot-grüne Stadtregierung hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, bis 2015 den Radverkehrsanteil auf zehn Prozent zu verdoppeln. "Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel", so Blum.

Bewusstseinsbildende Maßnahmen

In den Aufgabenbereich von Blums Team fällt insbesondere das Setzen "bewusstseinsbildender Maßnahmen", unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit für den Radverkehr oder die Organisation von Events. Eine weitere Aufgabe sei es, die "Vielzahl von Konzepten, die es weltweit gibt", zu recherchieren und nach Wien zu bringen, betonte Verkehrsstadträtin Vassilakou. Ein konkretes Projekt haben Blum und sein Team noch nicht anzubieten - denn laut Vassilakou wissen sie erst seit gestern, Montag, Nachmittag, dass sie für die Jobs ausgewählt worden waren.

Die Stadträtin stellte aber eine große Aufgabe für 2012 in Aussicht: Wien sei als Austragungsort für die Velo-City-Konferenz in die engere Auswahl gekommen. Wenn Wien den Zuschlag bekommen sollte, wäre das Team mit den Vorbereitungsarbeiten betraut. Zudem solle es im kommenden Frühjahr eine Sensibilisierungskampagne für mehr Rücksicht im täglichen Verkehr geben.

Radagentur

Blum, der an der Universität für Bodenkultur Wasserwirtschaft und Kulturtechnik studierte, wird als Radverkehrsbeauftragter Geschäftsführer der neuen städtische Radagentur. Die Agentur, eine GmbH, befindet sich im 100-prozentigen-Besitz der Stadt Wien. Vor ihrer Gründung muss sie noch im Gemeinderat beschlossen werden. Das soll im Oktober passieren.

Angesiedelt sein wird sie in der Dienststelle der MA 28 (Straßenverwaltung und Straßenbau) in Hernals. Das Budget der Agentur für 2012 beträgt 900.000 Euro: 200.000 Euro sind für Gehälter vorgesehen, die Basisfinanzierung für Projekte beträgt 700.000 Euro. Darüber hinaus benötigten Mittel gibt es abhängig von den konkreten Maßnahmen und müssen jeweils vom Verkehrsausschuss bewilligt werden.

Neben Blum wurden auch die weiteren Mitarbeiter der Radagentur vorgestellt: Die ehemalige ÖVP-Bezirksvorsteherin Susanne Reichard (48) - laut eigenen Angaben eine "langjährige begeisterte Radfahrerin" - und Peter Eschberg.

Kontakte zu Bezirken

Reichard, sie war bis zur Wien-Wahl 2010 Vorsteherin in Wieden, wird künftig unter anderem für die Kontakte zu den Bezirken zuständig sein. Ihre Funktion als Bezirksparteiobfrau der Volkspartei will sie dafür übrigens zurücklegen. Reichard ist ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer wichtig, wie sie heute betonte. Man müsse wegkommen vom Glaubenskrieg der Radfahrer gegen den Rest der Welt und umgekehrt.

Peter Eschberg (44) organisierte in den vergangenen Jahren für die Wiener Grünen die Radrettung. Ein Ziel sei es, die Stimmung für die Radfahrer zu verbessern aber auch jene zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern. Eschberg wird in seiner neuen Funktion vor allem für die Organisation von Events zuständig sein. Dienstbeginn für das neue Team ist der 1. November. Für den derzeitigen Wiener Radwegekoordinator Franz Blaha wird sich nichts ändern. Er bleibe weiterhin für den Ausbau der Radinfrastruktur in Wien verantwortlich. (APA)