Roboter komponieren im Kollektiv: Sound-Installation "Secret Orchestra" von Leo Peschta.

Foto: Leo Peschta

Wien - Infrarotkameras beobachten eine Passage im Wiener Museumsquartier. Bleibt eine Person stehen, erscheint eine Projektion auf ihrem Oberkörper. Eine Software entscheidet nach dem Zufallsprinzip, ob der Schriftzug "Potential Terrorist" oder "Presumption of Innosence" erscheint. Das Projekt von Andreas Haider wird am 23. September im MQ im Rahmen eines "Fokustages" des Medienkunstfestivals Coded Cultures zu erleben sein.

Coded Cultures startete ursprünglich als Ausstellungskonzept, erklärt Matthias Tarasiewicz, der gemeinsam mit Michal Wlodkowski und Georg Russegger von der Künstlergruppe 5uper.net die Veranstaltungsreihe initiiert hat. Heuer geht die zum vierten Mal stattfindende Ausstellungsreihe erstmals hinaus in die Stadt. Unter dem Motto "City as Interface" stehen Workshops, Symposien und "künstlerische Interventionen" an Offspace-Locations und im öffentlichen Raum am Programm.

"Wir suchen Schnittstellen in urbanen Räumen, in die man künstlerisch eingreifen kann", sagt Wlodkowski. Kunst soll "in ihrer natürlichen Umgebung" erfahrbar und interaktiv sein. Mehr als 100 Leute arbeiten insgesamt an 30 Projekten an 13 Locations, großteils konzentriert auf und um den zweiten Bezirk. Ein Programmpunkt sind "diskursive City Walks", Führungen mit Soziologen, Architekten, Ethnologen, die Stadt und Festivalorte aus ihrer wissenschaftlichen Perspektive erklären.

Die Künstler erforschen mit spielerischen Ansätzen eine von Technik geprägte Welt. Roboter, die versteckt am Donaukanal Stadtgeräusche "sammeln" und zum koordinierten Konzert verarbeiten (Bild), einbetonierte USB-Sticks zum zufälligen Austausch von Daten, ein Fernglas, das Werbeplakate in Echtzeit mit künstlerisch gestalteten Flächen ersetzt, oder Elektrosmog, der in akustische Signale umgewandelt wird, setzen sich mit kommunikativen Räumen auseinander, die noch wenig künstlerische Reflexion erfahren haben. (Alois Pumhösel, DER STANDARD - Printausgabe, 20. September 2011)