Wien - Nach der atomaren Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi im März untersuchten europäische Nuklearforscher, darunter das Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien, in welchem Ausmaß radioaktive Partikel nach dem Reaktorunfall nach Europa gelangten. Im Rahmen eines internationalen Großprojekts wurden die Messwerte nun zusammengeführt - das Resultat: Sehr geringe Belastung, keine Gefahr für die Bevölkerung.

 

Da Daten am gesamten Kontinent gesammelt wurden, ließ sich die Ausbreitung radioaktiver Stoffe aus Fukushima ganz genau rekonstruieren. "Bemerkenswert ist, dass sich die radioaktiven Partikel nicht gleichmäßig verteilten, sondern eine deutlich erkennbare Bahn von Nordwesten nach Zentraleuropa zurücklegten", sagte Georg Steinhauser, Strahlenphysiker an der TU Wien.

Trotz des weiten Weges, den die Luftmassen aus Japan bereits zurückgelegt hatten, seien die Partikel selbst in Europa noch einigermaßen gebündelt beisammen geblieben, gab die TU Wien am Montag bekannt. Dieser Umstand sei für die Meteorologie genauso interessant wie für die Nuklearforschung. Österreich wurde von dem radioaktiven Teilchenstrom gerade gestreift. In Südosteuropa waren die Konzentrationen sehr gering, nördlich von Österreich hingegen war mehr Radioaktivität zu messen.

Radioaktive Isotope

"Insgesamt war die Belastung sehr gering", betonte Steinhauser. Die gemessene Strahlung war demnach zehntausend bis hunderttausend Mal schwächer als nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl. Das liege einerseits an der großen Entfernung zwischen Österreich und Japan, andererseits auch daran, dass in Fukushima doch viel weniger radioaktives Material in die Luft gelangte als in Tschernobyl. Die wichtigsten radioaktiven Isotope, die bei solchen Unfällen in die Luft gelangen sind Cäsium-134, Cäsium-137 und Jod-131. "Nach diesen drei Isotopen wurde sofort in ganz Europa gesucht - das gehört zum täglichen Handwerk in der Nuklearphysik", erklärte der Forscher.

Erfreut zeigte sich Steinhauser über die "vorbildliche" Zusammenarbeit: "Natürlich hätte auch jede europäische Messstation ihre eigenen Daten irgendwo veröffentlichen können - dann wäre es aber sehr schwer geworden, sich ein einheitliches, übersichtliches Bild der Fukushima-Folgen zu machen." Stattdessen hätten die europäischen Messstationen jedes Konkurrenzdenken abgelegt und ihre Resultate - koordiniert von Olivier Masson aus Cardarache, Frankreich - in einem großen Datenpool gesammelt. (red/APA)