London - Die britischen Liberaldemokraten suchen ihr Heil aus dem Umfragetief in der Steuerpolitik. Parteichef Nick Clegg kündigte am Sonntag an, er werde einer Abschaffung des Höchststeuersatzes von 50 Prozent für Wohlhabende nicht zustimmen. Entsprechende Pläne hatte der konservative Finanzminister George Osborne angekündigt. Die Vorgängerregierung hatte die Steuern auf Einkommen über 150.000 Pfund im Jahr erhöht.

Der liberaldemokratische Finanzstaatssekretär Danny Alexander kündigte auf dem noch bis Mittwoch andauernden Parteitag in Birmingham die Einstellung von 2.000 zusätzlichen Finanzbeamten an. Ihre Aufgabe werde es sein, Steuerflüchtlinge und Steuerhinterzieher aufzuspüren und so für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.

Die Liberaldemokraten als kleinerer Partner in der Koalitionsregierung des konservativen Premierministers David Cameron, verharren seit Monaten im Umfragetief. Die jüngsten Meinungsumfragen sehen die Partei bei etwa zehn Prozent der Stimmen, bei der Wahl im Mai 2010 hatten noch 23 Prozent der Wähler für sie gestimmt.

Schmerzhafte Zugeständnisse an die dominanten Tories in der Regierung riefen Proteste an der Basis hervor. Nick Clegg und seine Partei mussten die Erhöhung der Studiengebühren auf bis zu 9.000 Pfund pro Jahr schlucken und bekamen die Reform des veralteten Mehrheitswahlrechtes in Großbritannien nicht durch.

Clegg beschwor zum Auftakt des Parteitages die politischen Werte der Partei. Die liberaldemokratischen Mitglieder der Regierung würden "bis aufs Blut" kämpfen, um die Ziele der Partei innerhalb der Koalition zu verteidigen, sagte Clegg.

Clegg sagte am Sonntag in der BBC, es sei "weder ökonomisch noch moralisch richtig", den Höchststeuersatz ohne entsprechenden Ausgleich zu kappen. Im Gespräch ist unter anderem eine Steuer auf Immobilienbesitz. Außerdem müsse es Erleichterungen für Niedrigverdiener geben. (APA)