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Die mumifizierte Leiche des "Ötzi" in der Kühlkammer im Südtiroler Archäologiemuseum. Vor 20 Jahren wurde der Eismann vom Ehepaar Simon aus Nürnberg entdeckt.

Grafik: APA/ROBERT PARIGGER

Markus Pirpamers Similaunhütte steht nahe der Fundstelle des Ötzi.

Foto: Strobl

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Foto: APA

Die Leiche sollte sich als Gletschermumie eines Steinzeitmenschen, später Ötzi getauft, herausstellen. Was sich damals abgespielt hat, sagte er Günther Strobl.

STANDARD: Wie war das damals beim Ötzi-Fund?

Pirpamer: Kurios. Das Ehepaar Simon aus Nürnberg, das ich schon vorher gekannt habe, ist zu mir in die Hütte gekommen – es war Donnerstag, der 19. September 1991. Ganz verwundert haben sie gesagt, da oben (deutet von der Similaunhütte in nordöstliche Richtung, Anm.) liegt eine Leiche.

STANDARD: Die Simons haben bei Ihnen übernachtet?

Pirpamer: Am Tag vor dem Ötzi-Fund haben sie hier genächtigt, sind dann morgens auf die Finailspitze und auf dem Rückweg genau auf die Leiche zugelaufen. Es war ein Zufall, dass sie dort vorbeigekommen sind. Um die Fundstelle herum ist wegloses Gelände, der eine geht hier, der andere dort; wenn sie ein paar Meter daneben gehen, fällt ihnen gar nichts auf.

STANDARD: Wie ging es weiter?

Pirpamer: Ich habe mir von den Simons die Fundstelle beschreiben lassen und bin noch am selben Tag hinauf. Ich musste ja Meldung machen. Für mich war klar, dass das eine Bergrettungssache ist. Ich war damals Ortsstellenmitglied in Vent, die letzten 15 Jahre auch deren Leiter. Ich wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht, ob die Fundstelle in Österreich liegt oder in Italien – im freien Gelände kann man das nicht genau sagen.

STANDARD: Sie haben dann beide Seiten benachrichtigt?

Pirpamer: Ich habe sowohl die Carabinieri im Schnalstal als auch die Gendarmerie in Sölden verständigt. Wie es üblich ist in solchen Fällen, reden sich beide Seiten zusammen. In dem Fall hat die österreichische Seite die Bergrettung übernommen, zusammen mit der Alpinpolizei. Damit begonnen wurde am Freitag. Dann gab es aber einen Wetterumschwung, der Hubschrauber musste weg, weil es zu gefährlich geworden wäre. Die Bergung hat dann erst vier Tage nach dem Fund stattgefunden.

STANDARD: Reinhold Messner und Hans Kammerlander, die zwei Südtiroler Bergsteiger, waren auch da?

Pirpamer: Nicht bei der Bergung, kurz davor. Sie waren gerade auf einer Südtirol-Umrundung und haben am Samstag, zwei Tage nach dem Ötzi-Fund, auf der Hütte übernachtet. Obwohl sie aus der Ötzi-Richtung kamen, haben sie ihn nicht gesehen. Ich bin dann mit ihnen nochmals hinauf und habe ihnen den Fund gezeigt.

STANDARD: Und die Bergung ... ?

Pirpamer: ... war dann am Montag. Das Wetter war besser, der Hubschrauber konnte wieder fliegen. Die Leiche wurde in einen Sack gelegt, nach Vent geflogen, in einen Zinnsarg umgepackt und nach Innsbruck in die Gerichtsmedizin gebracht.

STANDARD: Es gibt die Theorie, dass es zu Zeiten des Ötzi keinen Gletscher in der Gegend gab?

Pirpamer: Er muss auf dem Boden gelegen sein. Man hat ihn in einer Mulde gefunden, links und rechts große Steinrippen, dort flippt der Gletscher drüber. Wäre er anderswo gelegen, wäre die Leiche später wahrscheinlich mit dem Gletscher mitgewandert, So aber war die Leiche eingesperrt in ruhigem Eis. Bis sie ausgeapert ist.

STANDARD: War das Ehepaar Simon noch öfters bei Ihnen?

Pirpamer: Ich habe sie nur noch einmal hier oben gesehen. 2004 bin ich ihnen auch noch einmal begegnet, bei einer Gerichtsverhandlung in Bozen. Da musste ich eine Zeugenaussage machen in dem Rechtsstreit der Simons gegen das Land Südtirol, wo es um die Anerkennung als rechtmäßige Finder des Ötzi gegangen ist. (DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.09.2011)

Sonderausstellung zu Ötzis 20. zweiten Geburtstag

Bozen – Anlässlich des 20. zweiten Geburtstages von Ötzi läuft im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen, wo die Mumie seit 1998 konserviert wird, eine Sonderausstellung. Dieses Wochenende lädt das Museum außerdem zum Familienevent "Zurück in die Steinzeit". Das deutsche Ehepaar Helmut und Erika Simon hatte die Gletschermumie aus der Kupferzeit am 19. September 1991 auf dem Niederjochferner im Tiroler Ötztal entdeckt. Nach jahrelangem Rechtsstreit sprach die Südtiroler Landesregierung der Familie des 2004 verstorbenen Helmut Simon einen Finderlohn von 175.000 Euro zu. (simo)