Wien - Dass Notenbanker begehrtes Personalreservoir für die Politik sind, ist nichts Neues. Dass der Wechsel vom Otto-Wagner-Platz in die Ministerien vorweg auch noch finanziell versüßt wird, sehr wohl. Derartiges findet gerade rund um den Sprung von Marlies Stubits-Weidinger aus der Oesterreichischen Nationalbank ins Kanzleramt statt, wo die rote Noch-Büroleiterin des schwarzen Vizegouverneurs Wolfgang Duchatczek ein erstaunliches Avancement macht.

Sie wird per 1. Oktober karenziert, am 14. September hat das Direktorium Stubits-Weidinger aber noch rasch zur Abteilungsleiterin im "Ressort Vizegouverneur" befördert. Portfolio ist der Abteilung keines zugewiesen, das könnte sich freilich bei allfälliger Rückkehr der ehemaligen Leiterin der OeNB-Außenstelle in Brüssel in die Notenbank ändern. Wie hoch die Exit-Prämie, die üblicherweise bei der Rückkehr gewährt wird, genau ist, war nicht in Erfahrung zu bringen, allerdings mache die Abteilungsleiterzulage in der Regel zwischen 1750 und 2800 Euro im Monat aus. Die Bezüge werden weiterhin von der Notenbank überwiesen, das Kanzleramt refundiert die Kosten.

Am Ballhausplatz wird die ehemalige Büroleiterin von Barbara Prammer gleich in eine Doppelrolle schlüpfen: Für Bundeskanzler Werner Faymann wird sie als stellvertretende Kabinettschefin fungieren, für Staatssekretär Josef Ostermayer als Büroleiterin. Als wichtige Verbindungsstelle ins Kanzleramt galt Stubits-Weidinger schon in der Nationalbank.

Der Kanzler hat nicht nur einen Neuzugang, sondern auch einen Abgang zu verzeichnen. Der wirtschaftspolitische Berater des Regierungschefs, Thomas Gruber (ehedem: OeNB), geht, ihm folgt der bisherige Pressesprecher und frühere Standard-Redakteur Leo Szemeliker nach. Gruber galt als gewichtiges Gegenüber der Experten im Finanzressort, mit denen er beispielsweise das Bankenpaket verhandelt hat. (gras, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 17.9.2011)