Der Dsungarische Zwerghamster in seinem Winterpelz.  Eine Möglichkeit, die Winterkälte zu überstehen, ist der Einsatz spontaner Torpor-Episoden, wobei sich die Stoffwechselrate des Nagers kurzfristig verlangsamt und die Körpertemperatur gesenkt wird.

Foto: Veterinärmedizinische Universität Wien

Wien - Ein bisschen Trägheit kann von Vorteil sein, zumindest wenn es darum geht das Altern zu verlangsamen. Wissenschafter von der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) haben nämlich bei Dsungarischen Zwerghamstern (Phodopus sungorus) einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Kältestarre und der Länge der Telomere, spezieller Abschnitte der Erbsubstanz, gefunden.

Die aus dem Nordwesten Chinas stammenden Nager reagieren auf niedere Temperatur mit sogenanntem Torpor. Tiere, die sich häufig solcherart vor Kälte schützten, besitzen längere Telomere, konnten die Wiener Forscher nun in einer im Fachblatt "Biology Letters" veröffentlichten Arbeit zeigen. Diese Endstücke der Chromosomen werden mit der Zellalterung in Verbindung gebracht, je länger sie sind, desto höher ist die Lebenserwartung.

Telomere schützen die Enden der Chromosome gegen Abnutzung und Verschleiß. Durch den Alterungsprozess werden sie mit der Zeit kürzer. Frühere Studien, darunter auch einige am Menschen, haben einen Zusammenhang zwischen Länge der Telomere und der verbleibenden Lebenserwartung festgestellt. Verkürzte Telomere gefährden nachweislich den Fortpflanzungserfolg und verringern die Überlebenschancen.

Schon länger wird vermutet, dass durch das Herabsetzen der Körpertemperatur beim Winterschlaf oder täglichen Torpor-Episoden das Altern verlangsamt werden könnte. Die Wissenschafter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni hatten nun erstmalig die Idee, die Längenveränderungen der Telomere zu messen, um diese Hypothese zu testen.

Hamster in den künstlichen Winter geschickt

Dazu erzeugten sie für die Hamster im Labor künstlich Winterstimmung mit verkürztem Tageslicht. Zwei Tiergruppen wurden dann 180 Tage lang entweder warmen oder kalten Umgebungstemperaturen ausgesetzt. Am Anfang und am Ende des Versuchs untersuchten die Forscher DNA-Proben von jedem Hamster und bestimmten die Veränderungen der Telomerlängen. Diese waren am Beginn des Experiments bei beiden Gruppen ungefähr gleich, am Ende wiesen aber fast alle in der Kälte gehaltenen Hamster erhöhte Telomerlängen auf. Diese Hamster hatten auch während der Kälte am häufigsten tiefen Torpor gezeigt.

"Es scheint, dass tägliche Torporepisoden nicht nur der Energieeinsparung im Winter dienen, sondern auch die physiologischen Prozesse der biologischen Alterung verlangsamen", erklärte Studienautor Christopher Turbill. So würden es die Nagetiere schaffen, die lange Wintersaison bis zur nächsten Fortpflanzungsgelegenheit im folgenden Frühjahr in einem relativ jugendlichen Zustand zu überbrücken. Das sei wichtig für diese kurzlebigen Tiere. Dieser Effekt könnte auch ein wichtiger Grund für Zustände wie täglicher Torpor oder Winterschlaf sein. (red/APA)