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Weltweit dominiert eine Trias aus Leistung, Zufriedenheit und Tätigkeitsmerkmalen.

Foto: APA/Maja Hitij

"Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht." (Augustinus, "Confessiones", 11. Buch, 14. Kapitel)

Ähnlich geht es uns - den naiven Forschenden des Alltags und den professionell damit Befassten - mit Karriere. Jeder hat sie, alle sprechen über sie, aber je genauer man hinschaut, umso mehr Fragen tauchen auf, insbesondere in globaler Perspektive:

  • Ist das Verständnis von Karriere eigentlich über verschiedene Kulturen, Berufs- und Altersgruppen hinweg gleich?
  • Sind die Vorstellungen von Karriereerfolg und den dahinterstehenden Erfolgsfaktoren ähnlich oder existieren markante Differenzen?
  • Gibt es Regelmäßigkeiten und Unterschiede bei verschiedenen Karrieretransitionen, also dem Übergang von einer Stelle zur nächsten?

Das 5C-Projekt (Cross-Cultural Collaboration on Contemporary Careers) widmet sich solchen Themen in einem unlängst erschienenen Buch über Karrieren in allen großen Kulturkreisen dieser Welt*. Eines der für mich erstaunlichsten Ergebnisse der empirischen Analyse: das Ausmaß an Gemeinsamkeiten über Länder, Berufs- und Altersgruppen hinweg (zu den gefundenen Unterschieden ein andermal mehr). Weltweit dominiert eine Trias aus Leistung, Zufriedenheit und Tätigkeitsmerkmalen.

Gemeinsamkeiten

Eine erste Gemeinsamkeit ist der zentrale Stellenwert von Leistung. Etwas erreichen, ein bestimmtes Ergebnis erzielen, die eigene Anstrengung in Zählbares umwandeln - Jung und Alt, Krankenschwestern, Arbeiter oder Personen mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung sehen das als zentral für Karrieren an.

Eine zweite Ähnlichkeit umfasst die wichtige Stellung von Zufriedenheit für Karrieren. Unsere Gefühle hinsichtlich der beruflichen Situation und Entwicklung, die emotionale Gestimmtheit bezüglich der Karriereentwicklung gehört immer integral dazu, wenn wir uns mit Karriere intensiv auseinandersetzen.

Drittens schließlich zeigt sich die Bedeutung der Merkmale des jeweiligen Jobs und der damit verbundenen Aufgaben. Wie viele unserer Fähigkeiten wir einsetzen können, wie abwechslungsreich die Tätigkeiten im Laufe der Karriere sind, all das gehört eng zu Karrieren. Die Prominenz dieser Trias hat Konsequenzen sowohl für die Karriereberatung als auch das Karrieremanagement. Kurz gesagt, praktisch gesprochen: Jeder der drei genannten Aspekte hat lokal sowie global seinen Platz und darf nicht vergessen werden. Schauen auf Leistung und Zufriedenheit ohne Berücksichtigung der konkreten Arbeitssituation greift genauso zu kurz wie ein Schwerpunkt auf Leistung ohne Berücksichtigung der emotionalen Komponente oder ein alleiniger Schwerpunkt auf der individuellen Befindlichkeit. (Wolfgang Mayrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.9.2011)