Wien/Bukarest - Die Erste Group wird bei ihrer rumänischen Tochter-Bank BCR voraussichtlich "bald" das Kapital aufstocken müssen. Dies sagte der Finanzchef der Erste Group, Manfred Wimmer. Zur Begründung verwies Wimmer auf die weiterhin "wirklich ernste" wirtschaftliche Lage des Landes und die hohen Risikokosten der BCR und anderer Banken, die noch für einige Zeit erhöht bleiben würden. Es gebe daher eine beachtliche Wahrscheinlichkeit, dass sehr bald eine Kapitalerhöhung nötig sei.

Ihren Anteil an der BCR will die Erste Group wie berichtet um 24,12 auf 93,52 Prozent aufstocken. Dazu hat sie mit vier rumänischen Investmentfonds vereinbart, deren BCR-Aktien abzukaufen - ein fünfter Fonds könnte sich dieser Vereinbarung noch anschließen. Großteils wird die Erste Group den Zukauf bei der Banca Comerciala Romana (BCR) mit eigenen Aktien bezahlen, teils aber auch in Cash, finanziert aus Gewinnrücklagen. Auf Erste-Schlusskursbasis vom 12.9. ist der Deal 435 Mio. Euro wert, bezogen auf einen Einmonats-Durchschnittskurs wären es 519,7 Mio. Euro, hatte die Erste am Mittwoch bekanntgegeben.

Die Investmentfonds könnten eine signifikante Kapitalerhöhung bei der BCR nicht unterstützen, sagte Erste-CFO Wimmer.

 

Die Aufstockung der Beteiligung der Erste Group wird in den Augen der Ratingagentur Standard & Poor's die Bonitätseinstufung der börsenotierten österreichischen Bankengruppe ("A/Stabil/A-1") nicht beeinträchtigen. Standard & Poor's sieht den Zukauf des Aktienpakets im Kontext mit der Strategie der Erste Group, die Position in Zentral/Osteuropa (CEE) zu festigen und in den Bankentöchtern jeweils so viele Aktien wie möglich zu besitzen. Die Ratingexperten glauben, dass der Deal in Rumänien die Kapital-Position der Erste Group nicht wesentlich tangieren wird. Die vergleichsweise schwache Kapitalausstattung der Gruppe wird von den Ratingexperten als einer ihrer Schwachpunkte gesehen.

Nach S&P-Schätzungen dürfte der negative Effekt auf das risikogewichtete Kapital der Ersten bei knapp 10 Basispunkten beschränkt bleiben, das so genannte risk-adjusted capital (risikogewichtetes Kapital) sei auf Basis der Zahlen Ende 2010 bei 5,9 bzw. 6,5 Prozent (bereinigt) gelegen. Die Ratingagentur geht davon aus, dass die Erste Group den Kurs der Kapitalstärkung fortsetzt, um gegen eine Verschlechterung des Umfelds gewappnet zu sein - auch im Zusammenhang mit der Entwicklung an der Fremdwährungskreditfront in Ungarn. (APA)