Marcel Broodthaers: Caricatures – Grandville, 1968, Farbdiapositiv

Foto: Generali Foundation / Courtesy Estate Marcel Broodthaers, Brüssel

Wien-  In der Wiener Generali Foundation erwacht der Ausstellungsraum nicht wie in einer populären Hollywood-Komödie erst nächtens zum Leben, "Nachts im Museum" gilt für Kurator Anselm Franke aber dennoch als passende popkulturelle Referenz zum Ausstellungsthema "Animismus", wird den vermeintlich toten Objekten doch dabei auf unerklärliche Weise Leben eingehaucht.  Für die Ausstellung, die bis zum 29. Jänner zu sehen sein wird, wurde der Untertitel "Moderne hinter den Spiegeln" gewählt. Mehr als 20 künstlerische Positionen fanden Eingang, nicht zuletzt Freunde des experimentellen Animationsfilms kommen auf ihre Kosten.

Die Leiterin der Generali Foundation und Co-Kuratorin Sabine Folie freute sich beim Pressegespräch am Donnerstag, dass der Aspekt des Undarstellbaren, das darstellbar gemacht wird, mit Hilfe von Anselm Franke nicht sensationslüstern, sondern anhand eines Teilaspekts tiefergehend behandelt werde. Für ihr Haus bedeute das auch, dass man nicht nur Konzeptkunst, sondern auch kulturwissenschaftlich-anthropologische Themen abhandeln könne und wolle. 

Bevor man sich auf die filmischen Bezugspunkte - darunter Ken Jacobs,  Len Lye, Chris Marker/Alain Resnais, Hans Richter, Thomas Alva Edison oder Joachim Koester - einlässt, laden Fotos von Candida Höfer zur Selbstvergewisserung und Vitrinen von Jimmie Durham zur assoziativen Orientierung ein. Eine parallel organisierte Filmschau, kuratiert von Wilbirg Brainin-Donnenberg, präsentiert im Filmcasino ab 18. September an sechs Sonntagnachmittagen Spielfilme von Apichatpong Weerasethakul bis Claire Denis sowie ausgewählte Kurzfilmprogramme, u.a. mit der Weltpremiere von Martin Arnolds "Self Control".

Nach dem ursprünglichen Konzept aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert hinterfragt der Begriff des Animismus die Grenze zwischen dem Belebten und dem Unbelebten. Demnach ist alles auf dieser Welt mit einer Seele, einem Geist bevölkert, den Dingen und der Natur wird Leben zugeschrieben. Die Moderne zog hier eine klare Trennlinie, unterschied zwischen Seele und Körper, Geist und Materie. Doch der Animismus erlebt nach Frankes These eine Renaissance, die Grenzziehungen zwischen Kultur und Natur, Menschen und Nicht-Menschlichem müssten neu gedacht werden.  (APA)