Bild nicht mehr verfügbar.

"Wir haben Windows neu erfunden" - Windows-Chef Steven Sinofsky bei der Präsentation von Windows 8 - Insgesamt 1.500 Veränderungen hätten die Entwickler gegenüber Windows 7 umgesetzt. Einen Zeitpunkt, wann das neue Betriebssystem verfügbar sein wird, nannte Sinofsky nicht.

Foto: AP

Nach Jahren erstmals eine (in Rekordzeit) ausverkaufte Konferenz: Windows 8 hat mehr als 5000 Entwickler aus aller Welt nach L.A. gelockt

Foto: Alexander Holy

Der Startbildschirm von Windows 8. Die Inhalte in einigen der Kacheln verändern sich dabei ständig, um neue Information anzuzeigen.

Foto: Alexander Holy
Foto: Microsoft

Bild nicht mehr verfügbar.

Win8-Tablet

Foto: AP

Das gesamte Control Panel und alle anderen Systemdialoge liegen im Metro Design vor.

Foto: Alexander Holy

Zwei Welten: Klassische Anwendungen (hier „Desktop Apps" genannt) und die neuen Metro Anwendungen basieren auf vollständig unterschiedlichen Subsystemen.

Foto: Alexander Holy

 Internet Explorer 10

Foto: Microsoft

Windows 8 ohne "Metro"-Oberfläche

Foto: Microsoft

 Touch Keyboard

Foto: Microsoft

Im Rahmen der //build/ Entwicklerkonferenz in Los Angeles hat Microsoft am Dienstag erstmals Windows 8 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und das Entwickler- Programm für Windows 8 gestartet.

Start für Windows 8: Ungeachtet der Publikums- Resonanz auf Tablet- Geräte wie dem iPad von Apple, ist die Ausgangslage für eine neue Windows Version gar nicht ungünstig: Microsoft hat nach Eigenangaben bis jetzt 450 Millionen Exemplare von Windows 7 verkauft, und damit in den vergangenen Wochen das angejahrte Windows XP überrundet.

Neu

Das Ziel für Windows 8 ist radikal und mehr als ehrgeizig: „Reimagine Windows" - Windows völlig neu zu erfinden, ohne die Rückwärtskompatibilität über Bord zu werfen.

Grundüberholtes Leichtgewicht

Da mit dem neuen Windows zahlreiche neue mobile Gerätebauarten unterstützt werden wollen bringt das auch den angenehmen Nebeneffekt eines schlankeren Windows. Steven Sinofsky, Präsident der Windows und Windows Live Gruppe, macht bei der Keynote auch unmissverständlich klar: Sein altes Atom Netbook mit 1GB RAM läuft nicht nur mit Windows 8, es benötigt tatsächlich unter Windows 8 rund 100MB weniger RAM als unter Windows 7.

Klare Ansage in Sachen Rückwärtskompatibilität: Windows 8 ist auf jedem Rechner lauffähig, der für Windows 7 ausreichend ist, jede Anwendung, die heute unter Windows 7 korrekt läuft, wird unter Windows 8 weiter laufen.

Werkszustand

Das Basisbetriebssystem weist eine Reihe von Verbesserungen auf: mit „Reset and Refresh" lässt sich das Betriebssystem in den Werkszustand zurückversetzen. Neue Metro- Anwendungen und ihre Daten bleiben erhalten, alte „Desktop" Anwendungen werden dabei entfernt. (Power-User können allerdings mit einer Kommandozeilenanwendung ihren eigenen „Basiszustand" des Systems definieren)

Wer entwickelt oder viel testet, dem wird die Hyper-V Virtualisierung als fester Bestandteil von Windows 8 weiterhelfen. Zahlreiche Verbesserungen gibt es auch für Besitzer von zwei oder mehr Bildschirmen. Taskbar und nahezu alle anderen Element lassen sich gezielt über mehrere Schirme verteilen.

Metro

Die Hauptattraktion des neuen Windows ist aber mit Sicherheit die minimalistische, extrem typographielastige Metro-Oberfläche. Metro zielt auf Touch- Bedienung mit den Fingern („touch first"), kann aber nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit Stiften oder traditionell mit Maus und Keyboard bedient werden.

Metro läuft auf allen Systemen ab einer Mindestauflösung von 1024 x 768 Pixeln. Metro Anwendungen passen sich gezielt an wechselnde Bildschirmgrößen und Orientierungen an. Das Konzept von Metro rückt auf radikale Weise Inhalte in den Mittelpunkt. Im Normalfall nimmt eine Anwendung immer den gesamten Bildschirm in Anspruch, ohne irgendwelche Bedienelemente anzuzeigen. Wischgesten am Rand des Bildschirms erlauben es zwischen Anwendungen zu wechseln (links), allgemeine Kontrollelemente - „Charms" genannt - einzublenden (rechts), Wischgesten von oben und unten blenden anwendungsspezifische Elemente ein. Hat der Anwender eine Maschine ohne Touch- Eingabe werden Maus- und Tastatureingaben auf subtile Art genutzt - die rechte Maustaste blendet zum Beispiel die vorher genannten anwendungsspezifische Elemente ein.

Mächtig

Die wirklich beeindruckenden Eigenschaften von Metro drehen sich aber um das Zusammenspiel von Anwendungen. Ein „Contracts" genannter Mechanismus erlaubt es, auf intuitive Art und Weise Daten zwischen Anwendungen hin- und her zu schieben, eine Anwendung für eine andere Anwendung suchen zu lassen, oder in einer Anwendung Daten für eine andere Anwendung aus zu wählen. So lassen sich zum Beispiel Daten aus dem lokalen Filesystem genauso auswählen wie Daten auf dem „Windows Live Skydrive" Cloud- Speichersystem. Nur ist dieser Mechanismus nicht fest verdrahtet, sondern offen erweiterbar. Je mehr Anwendungen im System installiert sind, desto mächtiger wird es.

Die oben genannten Mechanismen stufen die sehr eigenständige Metro Oberfläche eindeutig eine Generation weiter und mächtiger als die Touchoberfläche von Apple (oder Android) ein, man darf gespannt sein, ob diese Systeme in Zukunft ähnlich elegante Mechanismen für anwendungsübergreifendes Arbeiten bringen werden.

Cloud

Metro lässt sich auf Wunsch mit der Windows Live Cloud verbinden. Benutzer können sich mit ihrem Windows Live Account anmelden - und dann von Maschine zu Maschine wechseln, Metro- Anwendungen und Anwendungseinstellungen folgen dann mit. Über diesen Mechanismus lassen sich auch Daten zwischen diesen Computern austauschen. Wie sich dieser Mechanismus mit firmeninternen Windows Domänen verbinden lässt, war allerdings (bis jetzt) noch nicht zu erfahren, möglicherweise wird hier das Windows Server 8 Produkt die Verbindung herstellen.

Fast and Fluid

Metro läuft auch in dieser frühen Version von Windows 8 unglaublich flüssig und angenehm. Das hat viele Gründe: Metro ist kein Betriebssystemaufsatz. Metro Anwendungen laufen letztendlich auf Basis der neuen WinRM Schicht, die direkt über dem Windows Kernel sitzt. WinRM ist neuer, objektorientierter Ersatz für die fast 20 Jahre alte Win32 Anwendungsprogrammierschicht. Metro Programme verwenden außerdem exklusiv DirectX Schicht für die Bildschirmausgabe - und nutzen damit die Hardwarebeschleunigung der Grafikhardware optimal. Darüber hinaus nutzt Metro asynchrone Programmiermodelle, und macht es auch Normalsterblichen sehr leicht, lang laufende Vorgänge (hier sind alle Vorgänge mit Laufzeit > 50ms gemeint) asynchron zu realisieren. Das Resultat ist ausgesprochen beeindruckend. Ein iPad wirkt im direkten Vergleich zumindest subjektiv langsam, ruckelig und altmodisch.

Metro- Programme schreiben: HTML5, .NET oder doch C++?

Für Microsoft ist es jetzt entscheidend, möglichst viele Entwickler dazu zu bringen, schon frühzeitig für Metro zu entwickeln. Und hier bringt Windows 8 sowohl Gewohntes aus auch Neuland. Ein markanter Unterschied zu anderen Touch- Plattformen ist die breite Wahl an gleichwertigen Programmiersprachen.

Lauffähig

Metro Anwendungen können völlig gleichwertig in C/C++, mit .NET Sprachen wie C# oder VB.NET oder rein mit HTML5, CSS und JavaScript entwickelt werden. (Native Metro C/C++ Anwendungen müssen nach wie vor für die Zielplattform (X86, X64, ARM) kompiliert werden, .NET oder JavaScript Anwendungen sind portable auf allen Zielen lauffähig).

.NET oder C/C++ Anwendungen benutzen dabei die deklarative Grafiksprache XAML zur Visualisierung. JavaScript Entwickler nutzen standardkonformes HTML5/CSS zur Darstellung. Das Endresultat und die Geschwindigkeit der Darstellung sind in allen Fällen gleich gut. Eine neue Version von Visual Studio unterstützt alle Projekttypen, das Designwerkzeug Expression Blend kann in der neuen Version sowohl mit XAML als auch mit HTML5/CSS3 umgehen. Diese Strategie ist ein überaus geschickter Schachzug: Die Einstiegshürde liegt sowohl für .NET Entwickler als auch für JavaScript Entwickler, die bislang für andere Plattformen entwickelt haben extrem niedrig. Auch C/C++ Entwicklern dieselben Möglichkeiten zu eröffnen lässt natürlich die Vermutung zu, dass Microsoft selbst bereits daran arbeitet C/C++ Anwendungen wie Office auf Metro anzupassen.

AppStore

Naheliegend, dass Metro Anwendungen über einen App-Store angeboten werden können. Angenehm ist dabei, dass Entwickler große Teile der Konformitätstests selbst vorab durchlaufen können. Spontanen Szenenapplaus gab es auch für die entwicklerfreundliche Idee, neu anzuzeigen, in welcher Phase des Review- Prozesses sich eine App-Store Anwendung befindet. Der zukünftige App-Store wird außerdem eine breite Anzahl von Lizenzmodellen bieten, beispielsweise die Möglichkeit „Try before you buy"- um App-Store Anwendungen vor dem Kauf eine Zeit lang zu testen.

Windows 8 Downloads

Die Developer Preview Version von Windows 8 ist unter http://dev.windows.com samt Entwicklungswerkzeugen (einer speziellen Version von Visual Studio und Expression Blend) für jedermann frei erhältlich. An dieser Stelle sei nochmals explizit darauf hingewiesen, dass es sich um eine Developer Preview handelt, eine Beta Version für Anwender, die testen wollen, wird erst später nachfolgen. (Alexander Holy aus Los Angeles )