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Am besten mehrmals täglich: Gemeinsames Lachen (nur Grinsen gilt nicht!), das etwa 30-mal häufiger vorkommt als einsames Lachen, strengt ziemlich an und setzt dabei jede Menge Endorphine frei.

Foto: APA/EPA/ROLEX DELA PENA

Nein, man muss nicht 20 Kilometer laufen, um in den Genuss von Endorphinen zu kommen, die das Wohlbefinden steigern. Es geht auch einfacher, schneller und vor allem lustiger: Wenn wir nämlich so richtig herzhaft lachen, bis die Augen tränen, dann setzen wir laut neuesten Erkenntnissen ebenfalls eine ziemliche Menge solcher komplexer Neuropeptide im Gehirn frei, die gute Laune und uns Schmerzen vergessen machen. Clowndoktoren wie die CliniClowns operieren damit freilich schon seit langem.

Wie die Wissenschaft, die das Lachen bisher eher links liegen ließ, immerhin seit einiger Zeit schon weiß, ist Gelächter kein exklusiv menschliches Privileg. Auch die Menschenaffen sind zu diesem Vergnügen fähig - allerdings nur in eingeschränktem Maße: Denn so richtig herzhafte Lachanfälle ohne Einatmen dazwischen, das schaffen nur wir. Um genau dieses Lachen, bei dem kein Auge trocken bleibt, geht es auch in der neuen Untersuchung des britischen Forschers Robin Dunbar.

Der Anthropologe wurde unter anderem mit der Entdeckung der Dunbar-Zahl international bekannt. Die zeigt an, wie die Komplexität des Gehirns mit sozialen Kontakten zu tun hat. Beim Mensch beträgt sie 150 und bezeichnet die höchstmögliche Anzahl echter Freunde - eine Zahl, die sich auch durch Untersuchungen im Netz 2.0 zu bestätigen scheint. Dunbar beschäftigt sich mit seiner Forschergruppe an der Universität Oxford seit vielen Jahren damit, wie es durch bestimmte Gruppenaktivitäten zu euphorischen Zuständen und in der Folge zur Ausschüttung von Endorphinen kommt - egal, ob beim gemeinsamen Musizieren, Tanzen oder Rudern.

Anstrengender als Rudern

Apropos Rudern und Lachen: Dass Letzteres recht anstrengend sein kann, haben andere gelotologische Untersuchungen bereits herausgefunden: Die Muskelbelastung von 20 Sekunden herzhaftem Lachen mit entsprechender Bauchfellaktivität und ohne Luftholen entspricht in etwa der von drei Minuten Rudern. Das erklärt auch die Endorphinausschüttung und gibt dem Ausspruch "Fun ist ein Stahlbad" des Philosophen Theodor W. Adorno eine neue Bedeutung.

Dunbar und seine Mitarbeiter haben sich für ihre in den Proceedings der Royal Society B veröffentlichten Studie unter anderem nach Edinburgh zum weltgrößten Theaterfestival Fringe begeben, wo auch etliche Stand-up-Comedians, Clowns und andere Komiker auftreten. Die Forscher konnten da zunächst beobachten, dass die Zuschauer rund ein Drittel der Zeit mit Lachen verbrachten.

Danach fanden sie durch Tests wie das Anlegen von Eis- oder Druck-Manschetten heraus, dass sich bei 15 Minuten Komödienspaß die Schmerzschwelle der Zuschauer um zehn Prozent erhöhte. Die Schmerzschwelle der Besuchern von Dramen im Rahmen des Festivals blieb hingegen gleich.

Dunbars einfache Schlussfolgerung: "Dass gemeinsames Lachen für unser Sozialleben so wichtig ist, liegt auch an der Endorphinausschüttung." (DER STANDARD, Printausgabe, 14.09.2011)