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Begräbnis der sechs ermordeten Jesuiten.

Foto: AP/dapd/Luis Romero

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In dieser Kaserne haben sich die Militärs versteckt

Foto: epa/ROBERTO ESCOBAR

"Haz Patria, mata un cura" - "Mach (etwas für) das Vaterland, töte einen Pfaffen" war während des Bürgerkriegs im mittelamerikanischen El Salvador auf zahlreichen Autoaufklebern zu lesen. Die katholische Kirche war bei Anhängern der rechtsextremen ARENA-Partei verhasst.

Seit Erzbischof Romero Soldaten zur Befehlsverweigerung aufgerufen hatte, war es für die Militärs klar, dass der Klerus auf der Seite der FMLN-Guerilla stünde. Romero starb am 24. März 1980 durch die Kugel des Attentäters Marino Samayoa Acosta, damals Unteroffizier der Nationalgarde.

Interpol-Haftbefehl

Dass die Militärs bei ihrer Kirchenverfolgung auch Ausländer ermordeten, droht ihnen jetzt zum Verhängnis zu werden: ein spanischer Richter bewog Interpol zur Ausstellung eines internationalen Fahndungsaufrufs ("Red Notice") gegen zehn Offiziere, die an dem Massaker an der Universidad Centroamericana beteiligt gewesen sein sollen.

Am 16. November 1989 hatten Angehörige der Eliteeinheit Atlacatl den Campus gestürmt und fünf Jesuiten, eine Hausangestellte und deren Tochter erschossen. Fünf der Opfer waren Spanier, darunter Universitätsrektor Ignacio Ellacuria und dessen Stellvertreter Ignacio Martin-Baro. Die salvadorianische Justiz stellte die Verfahren gegen einen Großteil der Verdächtigen aus Mangel an Beweisen ein. Obwohl mehrere Angeklagte die Vorwürfe gestanden, wurden lediglich zwei Offiziere 1991 zu dreißigjährigen Haftstrafen verurteilt, kamen aber schon 1993 durch ein umstrittenes Amnestiegesetz wieder frei.

Auslieferungsabkommen

Der spanische Richter Eloy Velasco will die Militärs nun in Europa anklagen. Da El Salvador und Spanien 1997 ein gegenseitiges Auslieferungsabkommen unterzeichnet haben, wäre damit der Weg für eine Strafverfolgung der Jesuitenmörder frei.

Doch die salvadorianische Justiz weigert sich mit unterschiedlichen Begründungen, die Verdächtigen nach Madrid zu überstellen: Mal heißt es, ein Interpol-Haftbefehl bedeute lediglich, dass der Aufenthaltsort der Gesuchten ermittelt werden solle, mal sind die Angeklagten nicht greifbar, weil sie sich in eine Kaserne zurückgezogen hätten.

Laut von der Aufdeckerplattform Wikileaks veröffentlichten Dokumenten der US-Botschaft in San Salvador bemühen sich sogar Mitglieder der aus der linken Guerilla hervorgegangenen FMLN-Partei, eine Strafverfolgung der Militärs zu verhindern: zu zerbrechlich sei 19 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs der Frieden in dem mittelamerikanischen Land, wird argumentiert. (bed/derStandard.at, 13.9.2011)